Erinnerungsakte zum 11. September
Auch in der Tschechischen Republik haben, wie fast auf der ganzen Welt, am Mittwoch Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Terrorangriffe auf New York und Washington stattgefunden. Über einige von diesen berichtet jetzt Dagmar Keberlova.
Für das Verteidigungsministerium legte der stellvertretende Verteidigungsminister Stefan Fülle einen Kranz bei dem Vitkov-Denkmal nieder:
"Der 11. September hat die Sicherheitsmaßnahmen in der ganzen Welt verändert, und damit auch in der Tschechischen Republik, dem Verbündeten der USA," sagte Stefan Fülle bei diesem Anlass. Mit einer Schweigeminute haben dann Stefan Fülle und der US-amerikanische Botschafter in Prag Craig Stapelton sowie weitere Teilnehmer des Aktes der Opfer der Terrorattacke gedacht.
Der tschechische Präsident Vaclav Havel äußerte in einem Fernsehinterview die Ansicht, dass sich die Welt nach den Terrorattacken auf die USA geändert hatte. Man begann vor allem, mehr an seine eigene Sicherheit zu denken. Die Staaten, Organisationen und Bürger hätten sich im vergangenen Jahr mehr darum gekümmert, wie sicher die Welt um sie herum ist. "Ich würde aber mehr erwarten, und das ist wahrscheinlich eine langfristige Aufgabe, man muss die tieferen Zusammenhänge der schrecklichen Ereignisse vor einem Jahr reflektieren und überdenken, " führte Vaclav Havel an. Der tschechische Präsident schätzte das bemühen der weltweiten Koalition gegen den internationalen Terrorismus hoch ein, auch wenn diese nie einen eindeutigen Sieg erreichen würde. "Ich glaube, dass der Kampf gegen das Böse nie einen definitiven Sieg feiern wird," sagte Vaclav Havel. Als einen zweifellosen Erfolg bezeichnete Havel den Sieg über das orthodoxe Regime in Afghanistan.
Ein Konzert, verbunden mit einer Gedenkveranstaltung, fand unter Teilnahme des US-Botschafters Craig Stapleton am Mittwochabend in der Studentenkirche St. Salvator in der Prager Altstadt statt. Der Rektor der Kirche, der Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie Tomas Halik befasste sich einleitend mit der so häufig wiederholten Feststellung, die Welt habe sich nach dem 11. September geändert. Seinen Worten zufolge sollte diese Änderung jedoch unsere Herzen betreffen:"Die Ereignisse, die vor einem Jahr die Welt erschütterten, sollten unsere Herzen berühren. Die Bereitwilligkeit zu helfen, die Solidarität der Menschen wird in tragischen Augenblicken hervorgehoben. Hier möchten wir das Andenken derjenigen ehren, an die wir uns erinnern. Wir bringen hier eine Huldigung an die Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsteams dar."
In ähnlichem Sinne sprach sich während der Konzertveranstaltung in St. Salvator auch Innenminister Stanislav Gross aus. Als er über diejenigen sprach, die in schlimmen Momenten bereit sind, zu helfen, meinte er offensichtlich nicht nur die New Yorker Polizei- und Feuerwehrleute, sondern auch die verschiedenen tschechischen Rettungsteams, die vor kurzem während der Hochwasserkatastrophe im Einsatz waren:
"Wenn wir dieses Jahrestags gedenken, sollten wir uns dessen bewusst werden, in was für einer Welt wir leben. Wir sind von Filmen überschüttet, die uns zeigen, wer ein Held ist. Wenn eine Krise kommt, kommen in Wirklichkeit einfache Menschen, die Familien haben, zu Hilfe. Sie bereiten sich ihr ganzes Leben lang auf diesen Augenblick vor, in dem sie - anonyme Helfer - ihr Leben riskieren müssen. Ich habe großen Respekt vor diesen Menschen und möchte allen diesen Helden danken."
Mehrere Hundert Menschen versammelten sich beim ökumenischen Gottesdienst, der auf Initiative der US-Botschaft am Mittwochabend im St. Veitsdom auf der Prager Burg stattfand. An dieser Gedenkveranstaltung nahmen Präsident Vaclav Havel mit seiner Gattin Dagmar, Premier Vladimir Spidla, Außenminister Cyril Svoboda sowie weitere tschechische Politiker und viele Diplomaten teil. Die Gebete wurden in tschechisch und in englisch gelesen. Der US-Botschafter Craig Stapleton las einen Ausschnitt aus der Offenbarung des heiligen Johannes."Gott mit ihnen. Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe ich mache alles neu!"
In den abschließenden tschechisch-englischen Fürbitten beteten die Anwesenden für die Opfer der Terrorangriffe, für die Mitglieder aller Rettungsteams und alle, die sich für den Frieden in der Welt einsetzen.