Festival "Altweibersommer in der Psychiatrieklinik Bohnice" kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Im Herbst 1990 wurde ein Tabu gebrochen und er hat sich zum ersten Mal für die Öffentlichkeit geöffnet: der Garten der Psychiatrieklinik in Prag - Bohnice. Das Hauptanliegen, mit dem die Vereinigungen Fokus und Unijazz damals das Festival "Bohnice" gegründet hatten, war es, die Barrieren zwischen den Geisteskranken und Gesunden zu überwinden. Mehr dazu hören Sie von Markéta Maurová.
Seit dem Gründungsjahr hat sich die Kulturöffentlichkeit daran schon gewöhnt, dass sie im Frühling und Herbst ein qualitatives Kulturprogramm in Bohnice vorfindet. Im Frühling auf dem Festival "Zwischen den Zäunen", im Herbst im Rahmen des Festivals "Bohnice - Altweibersommer in der Psychiatrieanstalt". Immer mehr und mehr ging es später um das eigentliche Kulturprogramm, und die Festivals, besonders das "Zwischen den Zäunen" breiteten sich in riesige Dimensionen aus. Die Initiatoren und Organisatoren des 13. Altweibersommerfestivals in Bohnice wollen sich gegen diese Entwicklung stellen, den Unterschied zwischen den beiden Festivals unterstreichen und sich ihren Wurzeln und ursprünglichen Ideen wieder annähern. Was dies bedeutet, fragte ich Renata Zavadilova von der Kulturvereinigung Unijazz:
"Das Festival hat sich von der Thematik der Geistesgesundheit entfernt und mehr zur Kultur geneigt. Wir wollen dem diesjährigen Festival das ursprüngliche Thema zurückgeben. Das Programm der sog. Psychospiele wird mehr therapeutisch sein."
Sowohl die Besucher als auch die Patienten sollen in erhöhtem Maße ins Programm miteinbezogen werden. Diesem Zweck dient besonders das Projekt der sog. "Psychospiele":
"Es gibt die Möglichkeit, ein keltisches Dorf zu besichtigen, das Therapeuten aus der Heilanstalt in Bohnice errichtet haben. Man kann dort in einem Steinofen Brot backen oder seine eigene Tasse formen und dort ausbrennen. Man kann auch eine Galerie besuchen, in der Erzeugnisse der Patienten ausgestellt sind."
Man kann auch verschiedene therapeutische Techniken am eigenen Leib erfahren - Musiktherapie, Kunsttherapie, Tanztherapie und weitere. Interessierten wird auch die Möglichkeit gegeben, die Welt so zu erleben, wie sie blinde Leute erleben: Mit Klappen auf den Augen werden sie Brot schneiden, spazieren oder die Braille-Schrift lesen. Das diesjährige Festival reagiert aber auch auf das aktuelle Thema "Hochwasser":
"Wir bereiten eine Vorlesung über die Stress-Problematik vor, darüber, was nach einem solchen Unglück mit der menschlichen Psyche geschehen kann. Wir haben gleichzeitig eine Beratungsstelle, bei der man sein Trauma sofort irgendwie verarbeiten kann."
Soweit Renata Zavadilova. Obwohl es vor allem darum geht, Barrieren zwischen gesunden und behinderten Menschen zu überwinden, handelt es sich doch auch um ein Kulturfestival. An mehreren Bühnen und Orten der Heilanstalt werden sich am Samstag und Sonntag Nachmittag etwa 25 Musikbands und Theatergruppen vorstellen. Unter anderem wird dort auch die Kapelle "Bratrstvo kocici pracky" spielen. Hier eine kleine Hörprobe ...