SOS Praha

Karlin nach dem Hochwasser

Unter dem Namen "SOS Praha" verbergen sich etwa 40 Bürgervereine, die sich zusammengeschlossen haben, um die Kommunikation zwischen den Bürgern der Stadt und staatlichen Stellen und Institutionenzu zu verbessern und die Bürger stärker an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Im Mittelpunkt stehen die Bereiche Verkehr, Umwelt und Stadtplanung. Am 19. September hat "SOS Praha" eine Pressekonferenz organisiert, die das Hochwasser im August zum Thema hatte. Katrin Sliva war für uns vor Ort. Hören Sie nun ihren Bericht:

Karlin nach dem Hochwasser
"Aus den Erfahrungen der Katastrophe lernen", so lautete die Hauptforderung, die die Experten auf der Pressekonferenz aufstellten. Konkret bedeutet dies, dass die bestehenden Schutzvorrichtungen gegen mögliche Hochwasser evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden. Die bisherigen Schutvorrichtungen seien für einen Höchstwasserstand von 6 Metern konzipiert, beim Hochwasser im August betrug der Wasserstand jedoch bereits 7,5 Meter.

Darüberhinaus solle bei der Sanierung und Rekonstrunktion von Bauwerken so vorausschauend agiert werden, dass mögliche Überschwemmungen bereits bei der Konstruktion miteinkalkuliert werden. Gleichzeitig sei es notwendig, dass die zuständigen Bauämter künftige Bewohner der vom Hochwasser bedrohten Gebiete bereits vor der Bewilligung von Bauten über die möglichen Gefahren informieren. So, wie es bei der ersten Bebauung des Stadtteils Karlin im 19. Jahrhundert der Fall war. Herr Jerije, stellvertretender Leiter des Amtes für Denkmalschutz, beschreibt die damalige Situation:

"Der heutige Stadtteil Karlin wurde 1816 als eine der ersten regulierten noblen Prager Vorstäde angelegt. Aber Karlin lag auf Militärgebiet, vor den Mauern der Stadt, und so wie wir heute fordern, dass vom Hochwasser bedrohte Gebiete möglichst gar nicht erst bebaut werden, bestand das Militär damals darauf, dass das Gebiet im Falle eines Krieges wieder freigeräumt werde. Alle Hausbesitzer mussten sich also vor dem Bau ihrer Domizile damit einverstanden erklären, dass sie im Kriegsfalle abgerissen würden. Die Besitzer waren sich des Risikos bewusst und konnten es entsprechend einplanen. Die meisten sparten folglich beim Bau."

"Viele Probleme entstehen deshalb, weil die Öffentlichkeit über unzureichende Informationen verfügt", bestätigte auch der Leiter des Amtes, Ladislav Spacek.

Das Problem der Schutzvorrichtungen dürfe man jedoch nicht Prag zentriert betrachten, hieß es weiter, denn, man dürfe nicht in Kauf nehmen, dass die Hauptstadt auf Kosten anderer Gebiete verschont bleibt. Es bedarf eines aktualisierten Konzeptes, das in Zusammenarbeit von Fachleuten aus unterschiedlichen Fachgebieten entwickelt wird. Eine hundertprozentige Absicherung gäbe es jedoch nicht, so die Experten.