Die tschechisch-afghanischen Beziehungen habe eine lange Tradition

Ministerpräsident Vladimír Spidla und sein Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík am Donnerstag zu Besuch in Afghanistan, Foto: CTK

Wie Sie unseren Nachrichten entnehmen konnten, sind bzw. waren der tschechische Ministerpräsident Vladimír Spidla und sein Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík am Donnerstag zu Besuch in Afghanistan. Sie sind die beiden ersten Repräsentanten einer Regierung der selbständigen Tschechischen Republik, die nach Afghanistan gereist sind. Ursprünglich war geplant gewesen, dass Minister Tvrdík der damalige Außenminister Jan Kavan bereits am 2. Juni einen gemeinsamen Besuch nach Kabul unternehmen, doch dieser ist vor vier Monaten aus Sicherheitsgründen in letzter Minute abgesagt worden. Ein Vorgang, der in den Medien gehörige Aufmerksamkeit fand und der den tschechischen Botschafter in Pakistan und Afghanistan, Petr Pribík, veranlasste, die Absage öffentlich zu kritisieren. Pribík, der den Besuch zu dieser Zeit maßgeblich vorbereitet hatte, wurde daraufhin am 9. Juli vom Amt des Botschafters abberufen.

Ministerpräsident Vladimír Spidla und sein Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík am Donnerstag zu Besuch in Afghanistan,  Foto: CTK
Warum offizielle Reisen tschechischer Politiker nach Afghanistan so wichtig sind für das von Armut und kriegerischen Auseinandersetzungen arg gezeichnete Land, verrät ein Blick in die Vergangenheit der tschechisch-afghanischen Beziehungen. Die ehemalige Tschechoslowakei hatte in Afghanistan einen guten Ruf. Zur Zeit der afghanischen Monarchie herrschte eine fruchtbare wirtschaftliche Zusammenarbeit vor - tschechoslowakische Fachleute errichteten in Afghanistan Zucker- und Zementfabriken, eine Obstkonservenfabrik in Kandahár, einen Schlachthof und einen Reparaturbetrieb für Waffen in Kabul. Aus der Tschechoslowakei kamen des weiteren Maschinenbaueinrichtungen, Lastkraftwagen, Traktoren und landwirtschaftliche Geräte ins Land, in Kabul verkehrten tschechische Oberleitungsbusse. Schuhe aus der Tschechoslowakei wurden in Afghanistan als die "besten in der Welt" gerühmt. Aus Afghanistan wiederum wurden vor allem Mandeln, Rosinen, Gewürze, Wolle und Baumwolle in das "Herzland Europas" eingeführt.

Die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel wurde auch nach dem republikanischen Umsturz im Jahr 1973 fortgesetzt, nach dem Antritt des Linksregimes in Afghanistan im Jahr 1978 wurde sie sogar auf die politische und militärische Sphäre ausgeweitet. Ende der 80er Jahre begannen die beiderseitigen Handelsbeziehungen zu stagnieren und zum Ende des Jahrhunderts bewegten sie sich unter dem nicht anerkannten Taliban-Regime gegen Null. Im Jahr 2001 verzeichnete das Tschechische Statistische Amt weder einen Import noch einen Export.

Gegenwärtig machen insbesondere die humanitäre Hilfe Tschechiens und die tschechische Beteiligung an der Anti-Terror-Operation Enduring Freedom die beiderseitigen Beziehungen aus. Die Stippvisite bei den zu diesen Zwecken derzeit in Afghanistan stationierten tschechischen Soldaten stellte dann auch einen Teil des Besuchprogramms von Spidla und Tvrdík in Afghanistan dar. Den wichtigsten Grund der Reise aber hatte der afghanische Außenminister Abdulláh Abdulláh bereits im Mai dieses Jahres verkündet. "Wir brauchen Freunde und ihre seid unsere Freunde," sagte er über die Tschechische Republik, die diese Rolle nun auch nachdrücklich in Afghanistan einnehmen will.