Alkohol am Steuer

Miroslav Antl, Foto: CTK

Der Autounfall des stellvertretenden tschechischen Polizeipräsidenten Miroslav Antl am vergangenen Donnerstag in Pardubice sorgte für gehöriges Aufsehen - und für entsprechende Konsequenzen. Denn der ansonsten gegen Gesetzesverletzer energisch vorgehende zweite Polizeichef hatte den Unfall unter Alkoholeinfluss herbeigeführt - ein Vergehen, das keine Kompromisse zuließ. So trat der Ordnungshüter einen Tag später konsequenterweise von seinem Amt zurück, da er - wie Antl selbst feststellte - nunmehr das moralische Recht eingebüßt habe, andere für ihre Vergehen zu verfolgen. Hören Sie dazu einen Beitrag von Lothar Martin.

Miroslav Antl,  Foto: CTK
Als Miroslav Antl den Verkehrsunfall im dichten Verkehr der Elbestadt Pardubice verursachte, wollte er den Tatbestand nicht wahrhaben. Denn er verweigerte zunächst die Blut- und Urinprobe zur Ermittlung der in seinem Körper befindlichen Alkoholmenge, die dem per "Röhrchen pusten" gemachten Alkoholtest zufolge bei 0,52 Promille gelegen habe, wie ein zuständiger Polizeibeamter mitteilte. Diese Menge entspricht ca. einem halben bis einen ganzen Liter Bier, und das ist hierzulande nun einmal genau das berühmte Glas Bier zuviel. Denn Tschechien ist eines der weniger europäischen Länder, wo der Fahrer eines Kraftfahrzeugs nicht unter Alkoholeinfluss stehen darf, sprich: während der Fahrt 0,0 Promille Alkohol im Körper haben darf. In einer Reihe von anderen europäischen Staaten bewegt sich die Alkoholgrenze zwischen 0,2 und 0,8 Promille, was bedeutet, dass dem Fahrzeugführer ein bis zwei Gläschen Wein oder Bier vor Fahrtantritt toleriert werden. Ob sich die 0,0-Promille-Grenze bewährt habe oder ob man auch in Tschechien den Fahrzeugführern einen Schluck des beliebten Gerstensafts vor Fahrtantritt gewähren sollte, dazu befragten wir den Direktor der tschechischen Vereinigung der Automobilindustrie, Ing. Antonín Sípek:

"Ich denke, dass man mit Alkohol im Körper in der Tat nicht ans Steuer gehört. Auf der anderen Seite sind wir Tschechen eine Biernation, so dass ich der Meinung bin, ein bis zwei Bier sollten schon erlaubt sein. Das heißt, wenn hier eine vernünftige Grenze wie zum Beispiel 0,3 Promille festgelegt werden sollte, dürfte dies hinsichtlich der Verkehrssicherheit keinen negativen Einfluss haben."

Antonín Sípek ist der Ansicht, dass die 0,0-Promille-Grenze in Tschechien allein noch nichts bewirkt habe, die Unfälle unter Alkoholeinfluss zuletzt weder zugenommen noch rapide abgenommen haben. Daher hält er es für angebracht:

"Ich denke, dass die 0,0-Promille-Grenze bei uns in Tschechien zur Zeit immer noch erforderlich ist, aber für die Einführung einer darüber liegenden Grenze müssen selbstverständlich präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen bzw. entsprechende Sanktionen beim Überschreiten dieser Grenze getroffen werden."