Poesie ohne Grenzen in Olomouc
"Poesie ohne Grenzen" lautete der Titel des internationalen Poesie-Festivals in Olomouc, in dessen Rahmen sich am vergangenen Wochenende Künstler aus aller Welt präsentierten. Katrin Sliva berichtet:
Das dreitägige Festival wurde am vergangenen Freitag mit einer Lesung der amerikanischen Autorin Georgia Scott eröffnet. Die Autorin wählte einen besonderen Ort, um ihre erotischen Erzählungen, erschienen unter dem Titel "The good wife", dem anwesenden Publikum vorzustellen: ein Bordell nämlich. An diese originelle Eröffnung schlossen sich Lesungen weiterer Autoren an, die zum Teil von weither angereist waren. Aus den USA beispielsweise Jerome Rothenberg, der als ein wahrhaftiger Kenner der ursprünglichen Poesie der Ureinwohner Nordamerikas gilt und mit dessen Werk sich die Literaturkritik beschäftigt. Aus England David Greensland, "Performer" und Dozent für Kreatives Schreiben an der Universität von Cardiff. Dieser Autor wird als das "Enfant terrible" der englischen Literaturszene bezeichnet. Aus Deutschland waren Jan Wagner und Silke Scheuermann sowie der Schillerpreisträger Wulf Kirsten zu Gast. Ein weiterer, deutschsprachiger Gast, Richard Wall, stammt aus Österreich und wurde im Programm des Festivals als "einer der interessantesten österreichischen Gegenwartsautoren" angekündigt. Der im Jahre 1953 im österreichischen Engerwitzdorf geborene Autor, absolvierte nach dem Abitur die Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz und widmete sich zunächst der Bildenden Kunst. Zur Literatur kam er erst sehr viel später. Hören Sie nun einen Ausschnitt aus einem seiner Gedichte:
In vielen von Walls Gedichten sind tschechische Motive verarbeitet. Deshalb baten wir den Autor, uns etwas über seine Beziehung zur Tschechischen Republik zu erzählen:
"Mütterlicherseits waren meine Vorfahren Sudetendeutsche und ich habe eine starke Beziehung zu der Region, in der sie gewohnt haben. Das Andere ist, dass für mich die tschechische Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts außerordentlich interessant ist. Es gibt eine eigenständige Entwicklung bezüglich des Kubismus zum Beispiel, aber auch im Surrealismus. Diese eigenständige, fast eigenbrödlerische Situation der tschechischen Kunst und Literatur erinnert mich natürlich auch an die österreichische Situation, wo sich auch die Kunst gegen die größeren Nachbarn, Deutschland zum Beispiel behaupten muss."
Seine letzte selbstständige Publikation ist unter dem Titel "Klemens Brosch oder eine Einübung ins Unmögliche" beim Verlag Ritter in Klagenfurt erschienen.