Von der Made bis zum Herbsttag – Rezitier-Wettbewerb an der Deutschen Schule Prag
Gedichte aufsagen – das haben wohl viele von uns auch mal in der Schule machen müssen. Die Deutsche Schule Prag hat nun einen Gedicht-Rezitier-Wettbewerb ins Leben gerufen. Der erste Jahrgang fand am Freitag statt.
Wer sich bei Ernst Jandl nicht verhaspelt, der ist gut vorbereitet. So auch Oscar Grünheid aus der 7A2. Insgesamt 13 Schülerinnen und Schüler nahmen am Freitag am Gedicht-Rezitier-Wettbewerb der Deutschen Schule Prag teil. Ob man Muttersprachler ist oder nicht, spielte auf der Bühne in der Aula keine Rolle. Aber für die Schüler tschechischer Herkunft war es dennoch schwerer, wie David Karpeles aus der 6B bestätigt:
„Ich kann nicht so gut Deutsch, deswegen bin ich nicht so gut beim Sprechen.“
David hatte sich für „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern entschieden. Er wurde von der Jury später auf den zweiten Platz gewählt und war überglücklich:
„Ich habe geglaubt, dass ich vielleicht auf den fünften Platz komme. Der zweite ist sehr gut.“
Die Jury, die sich aus Lehrern der Deutschen Schule und Vertretern mehrerer Institutionen aus Prag zusammensetzte, entschied sich aber letztlich für eine klare Siegerin: Charlotte Fortgens. Mit Heinz Erhardts „Die Made“ landete sie den Volltreffer, weil sie den lustigen Inhalt des Gedichts auch szenisch umsetzte.
„Ich freue mich, weil ich das nicht gedacht hätte. Es hat aber Spaß gemacht, das Gedicht auswendig zu lernen. Ich habe es sehr oft zu Hause geprobt, auch mit Druck, damit ich es gut vortragen kann. Und das hat ja geklappt.“
Carla Tkadlečková, die den tschechischen Zweig an der Deutschen Schule Prag leitet, und Mittelstufenkoordinator Ingo Steinweg-Whiteley haben den Wettbewerb ins Leben gerufen. Die Idee dazu reicht bis 2018 zurück, wegen der Corona-Pandemie wurde der erste Jahrgang allerdings immer wieder verschoben. Nachdem es jetzt endlich geklappt hat, waren beide Organisatoren sehr zufrieden:
„Die Schüler haben das ganz toll gemacht. Sie standen sehr ruhig vorn und haben deutlich und laut genug gesprochen. Vor solch einem großen Publikum ist dies nicht so einfach für sie“, so Steinweg-Whiteley.
Und seine Kollegin ergänzt:
„Ich fand es schön, dass wir auch den Begegnungsgedanken unserer Schule fördern konnten, weil die tschechischen und die deutschen Schüler Gedichte vorgetragen haben. Dabei wurde nicht unterschieden, ob es die Fremd- oder die Muttersprache ist. Sondern sie sind gemeinsam in einem Wettbewerb angetreten und haben die Gedichte angstfrei vorgetragen.“
Die Grundlage dafür wurde schon in den Klassen gelegt. Ab Anfang Januar war Lyrik auch Unterrichtsstoff, und jeder Schüler musste dabei ein Gedicht vortragen.
„Wir sollten im Deutschunterricht im Lehrbuch blättern. Und dann habe ich das Gedicht gefunden. Irgendwie wusste ich, dass ich es aufsagen soll“, sagt Frida Glumm aus der 5A.
Fridas Wahl fiel auf „Über das Heulen von Eulen“ von Eva Rechlin. Der Vortrag in den Klassen wurde dann benotet – und die jeweils Besten qualifizierten sich für den Wettbewerb. So eben auch Frida, sie wurde Dritte im Finale.
Alle Teilnehmenden erhielten viel Applaus von Mitschülern, Eltern und Lehrern sowie eine Urkunde. Und die Besten noch etwas mehr, wie Carla Tkadlečková sagt:
„Für die Plätze eins bis fünf haben die Schüler sowohl eine süße Belohnung als auch eine geistige bekommen: einen Gedichtband für Kinder und Jugendliche. Wir hoffen, dass wir sie dadurch motivieren, bei den Gedichten zu bleiben – und vielleicht im nächsten Jahr, wenn es wieder einen Wettbewerb gibt, erneut anzutreten.“