Faltus: Umwelt in der Euroregion Neiße hat sich grundlegend gewandelt
Beim jüngst in Jablonec nad Nisou-Rýnovice / Gablonz-Reinowitz stattgefundenen deutsch-tschechischen Journalistensymposium, über das wir bereits berichtet haben, wurde u.a. über den Werdegang und die damit verbundene Erfolgsstory der Euroregion Neiße berichtet. Lothar Martin nutzte die Gelegenheit, um mit einem der "Väter dieser Initiative", dem Ex-Bürgermeister von Hradek nad Nisou / Grottau, Milan Faltus, ins Gespräch zu kommen.
"Wir wissen alle, dass die Umwelt damals auf der deutschen Seite durch große Energiewerke starken Schaden genommen hatte. Auf der tschechischen Seite waren es vor allem riesige landwirtschaftliche Betriebe, die die Landschaft negativ beeinträchtigt hatten. Für die damaligen Regierungen spielte der Umweltschutz auf diesem Territorium so gut wie keine Rolle und so war der Grenzfluss im Dreiländereck, die Neiße, buchstäblich die Kloake der Republik. Die Luft im damals so genannten ´Schwarzen Dreieck´ war voll mit Schadstoffen, und so haben wir es als eine der ersten und primären Aufgaben angesehen, diese Problemfelder zu lösen. Im Rahmen der Aktion ´Saubere Neiße´ entstanden die Kläranlagen für Liberec, Jablonec nad Nisou, Chrastava und Hrádek nad Nisou, und heute können wir behaupten, dass die Neiße erstmals seit zig Jahren wieder sauber ist. Zudem ist sie wieder zum Lebensraum für mehrere Fischarten geworden. Und auch die Luft hat sich durch die Schließung der Energiewerke in Deutschland und die teilweise in Polen durchgeführten Rekonstruktionen deutlich gebessert."
In den zurückliegenden 10 bis 12 Jahren wurden allein im böhmischen Teil der Euroregion Neiße, der fünf tschechische Verwaltungsbezirke angehören, größere Investitionsprojekte in einem Gesamtwert von 1,5 Milliarden Kronen realisiert. Zu diesen Projekten gehören laut Faltus neben den ökologischen Bauten wie Kläranlagen, Mülldeponien und Kanalisationen auch neue Verkehrswege auf Schiene und Straße bis hin zu mehreren grenzüberschreitenden Radwegen. Neben diesen Großprojekten seien es aber vor allem Hunderte über den Phare-Fonds finanzierte Kleinprojekte, die das Leben in der Euroregion inzwischen prägen und die Bewohner der drei Länder in diesem Lebensraum einander näher gebracht haben, sagte Faltus. Zu diesen Kleinprojekten gehören Jugendtreffen, Sportbegegnungen, Expertenseminare, Symposien und wissenschaftliche Konferenzen sowie vieles andere mehr.
Die Liste sei lang, so der Ex-Bürgermeister von Hrádek nad Nisou, entscheidend sei aber, sich seinerzeit zusammen getan und die Euroregion Neiße auf den Weg gebracht zu haben. Wie sich heute zeigt, sei dies nicht nur ein glücklicher, sondern vor allem auch notwendiger Schritt gewesen, der den Menschen in dieser Region jede Menge Früchte gebracht habe, die es nun zu hegen und zu pflegen gelte, resümierte ein gutgelaunter Milan Faltus das Aufbauwerk im tschechisch-deutsch-polnischen Dreiländereck für Radio Prag.