Neonazis marschierten durch Prag

Neonazis (Foto: CTK)

Ein Zug der bedrohlich aussehenden Männer mit Kappen und brennenden Fackeln. Dieser Anblick bot sich am Samstagabend im Prager Stadtzentrum. Markéta Maurová berichtet.

Neonazis  (Foto: CTK)
Etwa 30 Rechtsextremisten versammelten sich am Samstag in Prag, um gegen den angeblichen Holocaust zu protestieren, der von Seiten Israels an Palästinensern verübt werde. An einem Marsch durch das historische jüdische Stadtviertel wurden sie im letzten Moment durch ein Verbot des Prager Magistrats gehindert. Zur selben Zeit scharten sich ein paar Meter weiter etwa 150 Gegner der rechtsextremistischen Demonstration - Repräsentanten der Jüdischen Liberalen Union, Antifaschisten sowie Anarchisten. Unter ihnen war auch die Sekretärin der Prager Jüdischen Gemeinde, Olga Dostálová, die gegenüber Radio Prag das Vorgehen des Magistrats folgendermaßen beurteilte:

"Es gibt den Paragraph 10 des Versammlungsgesetzes, der über die Unzulässigkeit des Angriffs gegen Menschen einer anderen Religion bzw. Rasse spricht. Dieser Paragraph hätte sofort angewandt werden können, denn bei der angekündigten Demonstration war es offensichtlich, was die Organisatoren motiviert. Es scheint mir, dass der Magistrat das gewissermaßen verschlafen hat. Letztendlich gelang es dank Interventionen von vielen, vielen Seiten den Magistrat zu einem Verbot zu bewegen - nicht fünf Minuten vor zwölf, sondern fast um zwölf."

Repräsentanten der Jüdischen Liberalen Union,  Antifaschisten und Anarchisten  (Foto: CTK)
Olga Dostalova sieht nicht den konkreten Antisemitismus, sondern Rassismus, Fremdenhass und Intoleranz im Allgemeinen als große Probleme der Gegenwart an. Die Ursachen dafür, dass sich die Feindseligkeit gegen die Juden wendet, findet sie in zwei Bereichen:

"Einerseits ist das die aktuelle politische Lage in Nahost. Ich sehe das größte Unglück darin, dass die Leute die Geschichte nicht kennen. Die Ursache liegt in einer groben Uninformiertheit darüber, was in Israel geschehen ist und geschieht. Und die zweite Ursache - viele Leute haben nichts zu tun, haben keine Interessen - dies treibt sie in die Straßen, zur Gewalt gegen einen unsichtbaren Feind. Sie suchen nach diesem Feind und finden ihn - wie es in der Geschichte häufig der Fall war - auf der jüdischen Seite."

Die Extremisten machten sich schließlich doch auf den Marsch durch Prag, nur war ihr Ziel nun nicht mehr das alte Judenviertel. Die Aktion, bei der Parolen wie "Nichts als die Nation" und "Es lebe Haider" gerufen wurden, wurde von der Polizei kontrolliert und verlief ohne Zwischenfälle.