"Jan 69" - Uraufführung eines Filmdokuments nach 34 Jahren

Jan Palachs Begrabnis

Ein achtminütiger Film, kein Wort, nur traurige Janacek-Musik. Auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen Zehntausende trauernde Menschen, Hunderte Kränze, das historische Universitätsgebäude, die Philosophische Fakultät, Straßen und Plätze Prags.

Am 19. Januar, dem 34. Todestag von Jan Palach, der mit seinem freiwilligen Tod gegen die sowjetische Okkupation der Tschechoslowakei protestierte, hat das Tschechische Fernsehen einen Film mit dem simplen Namen "Jan 69" uraufgeführt. Er dokumentiert die Trauerfeier für den Studenten Jan Palach, die zu einer gesamtnationalen Manifestation wurde. Der Film, an dessen Entstehung sich Stanislav Milota, Jaromir Kallista und Vlastimil Harnach beteiligten, galt als verschwunden, bis er im Frühjahr 2002 im Nationalen Filmarchiv überraschend gefunden wurde. Dazu äußerte Kameramann Stanislav Milota gegenüber Radio Prag:

"Der Film entstand im Jahre 1969, schon nach der Okkupation. Im Filmlabor in Prag-Barrandov herrschte bereits eine andere Situation, ich hatte keine Kamera mehr wie im August 68. Mir hat dann Studiodirektor Vlastimil Harnach geholfen, indem er mir eine Kamera und Filmmaterial zur Verfügung stellte, und so habe ich einige Tage gedreht. Ich habe alles in Eile verarbeitet. In den Labors waren schon die Geheimpolizei und deren Handlanger, die verfolgten, was entwickelt und kopiert wird. Schließlich gelang es Herrn Kallista und seinen Bekannten, zwei Kopien zu machen. Ich drehte damals in Israel, und so habe ich eine Kopie dorthin gebracht. Die zweite Kopie war verschwunden und erst im letzten Jahr wieder aufgetaucht. Man hat mich aus dem Archiv angerufen, dass dort ein nicht identifizierbares Material liege. Ich habe gleich erkannt, dass es das ist, was wir seit 12 Jahren in verschiedenen Archiven der Geheimpolizei gesucht haben."

Soweit Stanislav Milota. Der 20jährige Philosophiestudent Jan Palach hat sich am 16. Januar 1969 aus Protest gegen die Niederschlagung des "Prager Frühlings" durch den Einmarsch der Warschauer Pakttruppen verbrannt. Drei Tage später erlag er seinen schweren Brandwunden. An den Heldentod Jan Palachs wurde am vergangenen Wochenende bei Gedenkveranstaltungen an dessen Grab auf dem Friedhof Prag-Olsany sowie in dessen Geburtsort Vsetaty erinnert.