Wirtschaftskriminalität in Tschechien geht zurück - Polizeiarbeit trägt erste Früchte
Die durch Wirtschaftskriminalität in Tschechien verursachten Schäden gehen seit zwei Jahren immer weiter zurück. Wurde im Jahr 2000 mit 58 Milliarden Kronen (ca. 1,9 Milliarden Euro) noch der bisherige Negativrekordwert registriert, so bewegten sich laut Aussage des tschechischen Polizeipräsidenten Jirí Kolár die im vergangenen Jahr durch diese Straftätigkeit hervorgerufenen wirtschaftlichen Schäden bei rund 20 Milliarden Kronen (ca. 650 Millionen Euro). Wie dieser Trend zu erklären ist und welchen jüngsten Erfolg die hiesigen Kriminalbeamten zu verzeichnen haben, dazu mehr von Lothar Martin.
Die mit allzu lascher Kontrolle Mitte der 90er Jahre durchgeführte Privatisierung im Lande sowie die zu dieser Zeit auf Vertrauensseeligkeit oder internen Absprachen beruhende Kreditgebung hatten die kriminelle Energie so mancher Unternehmer nahezu ins Uferlose wuchern lassen. Erst die von der Regierung Zeman und der Zentralbank besser überwachte Privatisierung der größten tschechischen Bankhäuser und vor allem eine verbesserte Polizeiarbeit haben diesen Trend seit dem Jahr 2000 endlich umkehren lassen. "Im Jahr 2000 wurde die letzte Phase der Restrukturierung des Finanz- und Bankensektors und dessen Transformation durchgeführt und die Fälle, mit denen sich die Polizei damals befasste, hatten eine gigantische Größenordnung von mehreren Milliarden Kronen," erklärte Polizeichef Kolár am Montag der Nachrichtenagentur CTK. Aber auch die Polizeiarbeit, so Kolár, sei seitdem viel effizienter geworden. Insbesondere die Ergebnisse des Spezialteams Výnosy (zu dt. Erträge) können sich sehen lassen. Diese Spezialisten dokumentieren zum Beispiel die Besitzverhältnisse von potenziellen Tätern, damit die Staatsanwaltschaft gegebenenfalls auch über die Konfiszierung deren Eigentums entscheiden kann. "In den Strafverfahren entscheidet das Gericht so nicht mehr nur über Schuld und Strafe, sondern auch über Schadensersatz oder Konfiszierung von Eigentum," sagte Kolár und verwies nicht ohne Stolz darauf, dass nun vor den Gerichten in überwiegender Mehrzahl letztlich schon eigentumslose Personen stehen.
Die Abschreckung vor diesen Straftaten ist also weitaus höher als noch vor zwei, drei Jahren. Aber auch die internationale Zusammenarbeit ist besser geworden. Das belegt der jüngste Fall der Investitionsfonds TREND und MERCIA. Gegen elf Führungskräfte dieser Fonds liegt ein Haftbefehl vor, ein Teil des von ihnen illegal im Ausland angelegten Kapitals - ca. 2,5 Millionen Dollar - konnte aufgespürt werden. Dazu erklärte Polizeimajor Jirí Novák: "Es handelt sich um Finanzmittel, die aus den Geschäften der Gesellschaften TREND bzw. MERCIA auf Liechtensteiner Konten eingezahlt wurden. Wir haben bei der Rückbeschaffung den Weg der Rechtshilfe genutzt, indem unsere Staatsanwaltschaft die Liechtensteiner Behörden ersucht hat, die Entblockierung des Geldes auf der Basis detailliert vereinbarter Bedingungen zu veranlassen. So haben wir die 100-prozentige Sicherheit erhalten, dass das Geld freigesetzt und wieder an die Gesellschaften TREND und MERCIA zurückgeführt wird."
Gläubiger können demnach nun auch in Tschechien größere Hoffnungen hegen, das ihnen abspenstig gemachte Geld eines Tages doch noch wiederzusehen.