Tschechien: Anti-Kriegs-Demos zumeist durch junge Menschen initiiert
Die brennendste Diskussion dieser Tage wird in Europa zweifellos zur Irak-Krise geführt. Leider haben es die führenden Politiker der 15 EU-Staaten und auch einige der Beitrittskandidaten nicht geschafft, in dieser sehr heiklen Frage mit einer Stimme zu antworten, sprich: für den vermeintlichen Lösungsweg einen gemeinsamen Nenner zu finden. Laut Umfragewerten sprechen sich jedoch 80 Prozent der europäischen Bevölkerung gegen eine militärische Intervention in dieser Frage aus. Lothar Martin hat einmal nachgehakt, welche Haltung die tschechische Bevölkerung dazu einnimmt.
Die tschechische Regierung hat sich klar positioniert, indem sie ihre NATO-Bündnistreue unter Beweis stellen will, doch lediglich für den Fall, dass für eine militärische Aktion gegen den Irak ein entsprechendes UN-Mandat vorliegt. Ansonsten unterstütze man "von ganzem Herzen" eine friedliche Lösung der Krise, erklärte Premier Vladimír Spidla in einer Stellungnahme am vergangenen Freitag. Gegen einen Krieg sind laut Umfrage auch zwei Drittel der tschechischen Bevölkerung. Die Menschen hierzulande tun sich allerdings schwer, ihren inneren Protest auch öffentlich zu machen. Dieses Feld wird zumeist den Vertretern der jungen Generation überlassen, die sich in Initiativen zusammenschließen und per Petition oder via Internet ihre Haltung zum Ausdruck bringen. Eine dieser Initiativen ist die Brünner Bewegung Nesehnuti. Von Dusan Rosenbaum, einem ihrer Sprecher, wollte ich daher wissen, weshalb man sich gegen einen Krieg im Irak stellt: "Wir glauben nicht, dass Saddam Hussein ein guter Mensch ist und wir deswegen gegen einen Krieg sind. Wir denken, sowohl der amerikanische als auch der irakische Präsident, beide sind sehr schlecht, aber wir finden nicht, dass man die entstandenen Probleme deshalb mit einem Krieg lösen sollte. Ein weiterer Grund, warum wir gegen einen Krieg sind, ist der, dass wir der Meinung sind, dass es von Seiten der Amerikaner nicht um die Einführung von Frieden und Ordnung geht, wovon sie sprechen, sondern dass es ihnen überwiegend um Geld und Erdöl geht. Das ist unsere Meinung." Zur Begründung seiner Aussagen gab Dusan Rosenbaum an, George Bush habe selbst zugegeben, dass man nach dem Krieg für 18 Monate eine Art Regierung über die dortigen Erdölfelder einsetzen werde, und zwar unter der Verwaltung amerikanischer Gesellschaften. Zudem seien die Beweise, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen habe, wovon die USA immer wieder reden, bisher nichts weiter als Behauptungen gewesen, sagte Rosenbaum. Ursprünglich wollten er und seine Mitstreiter an diesem Samstag nach Berlin fahren, um an der dortigen Anti-Kriegs-Demonstration auf dem Alexanderplatz teilzunehmen. Da es aber nun auch solch eine Demonstration in Prag geben wird, wolle man in die eigene Hauptstadt reisen, um der Welt zu zeigen, dass man auch in Tschechien bereit und in der Lage ist, sich den Antikriegsprotesten anzuschließen. Er rechne jedoch nur mit einigen hundert Demonstranten, was für tschechische Verhältnisse, so Rosenbaum, schon eine ordentliche Anzahl wäre.