Sind Tschechen Patrioten?

Sind Tschechen Patrioten? Aus einer Untersuchung, die vom Meinungsforschungszentrum des Soziologischen Instituts in Prag durchgeführt wurde, folgt, dass sie es durchaus sind. Schauen wir nun gemeinsam einige konkrete Ergebnisse an. Markéta Maurová fasst sie zusammen.

Mehr als die Hälfte der Tschechen betrachtet ihre Heimat als einen so starken Wert, dass sie dafür im Notfall etwas opfern würde. Zwei Drittel der tschechischen Männer sind dabei bereit, sich mit der Waffe in der Hand für die Verteidigung ihres Landes zur Verfügung zu stellen. Aus der Umfrage folgt des weiteren, dass 90 Prozent der Tschechen ein enges Verhältnis zu Tschechien haben und drei Viertel gerade in diesem Land leben wollen. Interessant ist jedoch, dass es gewisse Unterschiede zwischen den Bewohnern Böhmens und Mährens gibt. Die Beziehung der Mähren zur Republik ist schwächer als die der Böhmen und die Leute identifizieren sich dort mehr mit ihrer Gemeinde bzw. mit dem Stadtviertel, in dem sie leben.

Und die Gründe, die den Stolz der Tschechen erwecken? Die Leiterin des Meinungsforschungszentrums, Adela Seidlova, dazu:

"Unser Stolz hängt primär mit sportlichen Leistungen zusammen. Außerdem sind wir darauf stolz, was die tschechische Kultur uns bzw. der Welt bietet, sowie auf die tschechische Wissenschaft. Wir sind auch darauf stolz, dass die Tschechen in ausländischen Spezialeinheiten im Einsatz sind. Worauf wir wirklich nicht stolz sind, dass ist die Politik nach 1989 und der Verlauf der gesellschaftlichen Transformation nach 1989. Am meisten schämen wir uns dafür, auf welche Art und Weise Gesetze in Tschechien geltend gemacht und eingehalten werden."

Die aktuelle Lage im Lande erfreut sich also keines hohen Prestiges. Die Geschichte dagegen trägt zur Stärkung des Patriotismus bei. Als Gipfelperioden gelten dabei im allgemeinen Bewusstein die Ära Karls IV. sowie die erste Tschechoslowakische Republik nach 1918. Die Befragten haben diese auf Grund der vorher vorbereiteten Liste bestimmt. Sollten sie selber bedeutende Ereignisse nennen, hatten jene den Vorzug, die sie selber erlebten: der Sturz des kommunistischen Regimes 1989, die Jahre 1968-69, das Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die Entstehung der Tschechoslowakei 1918. Als die größten Persönlichkeiten gelten der erste tschechoslowakische Präsident Tomas Garrigue Masaryk, Kaiser Karl IV., Johann Amos Comenius, Vaclav Havel und der Kirchenreformator Jan Hus. Dieser wird auch als der größte Nationalheld angesehen.