Kleine und mittlere Unternehmen - Thema einer Konferenz
Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen als Voraussetzung für Wirtschaftswachstum und Prosperität - unter diesem Motto haben am Donnerstag in Krusovice, dem Standort einer der bekanntesten tschechischen Bierbrauereien, bereits zum 5. Mal die so genannten Gespräche von Krusovice stattgefunden. Zum Austausch von Gedanken und Informationen zu vorgegebenen Themen kamen Vertreter staatlicher und nicht staatlicher Organisationen bzw. Unternehmen aus Tschechien und Deutschland zusammen. Für Radio Prag war Jitka Mladkova vor Ort und berichtet:
Das kleine und mittlere Unternehmertum ist ein Sektor der Wirtschaft, der in Tschechien nach über 40 Jahren kommunistischer Unterdrückung, ja sogar Liquidierung, erst wieder neu aufgebaut werden musste. Kein Wunder also, dass Tschechien auch 13 Jahre nach der politischen Wende trotz der erreichten Fortschritte in diesem Bereich immer noch den EU-Ländern hinterherhinken muss. Die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen hat bei weitem noch nicht den europäischen Durchschnitt erreicht, dementsprechend geringer ist auch ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Obwohl von Seiten der Regierung bzw. des Parlaments eine Grundbasis für die unternehmerische Tätigkeit geschaffen wurde, fehlt es weiterhin an einer entsprechenden Legislative wie auch an Erfahrungen, die bereits existierenden Gesetze und Möglichkeiten umzusetzen.
Einer der Gäste des Diskussionsforums in Krusovice war auch der bekannte Ex-Politiker und erfolgreiche Chef der Jenoptik AG, Lothar Späth. Sein Vortrag über die Bedeutung der kleinen und mittleren Unternehmen vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung stieß allgemein auf große Resonanz. In einem Gespräch für Radio Prag bat ich Lothar Späth u.a. um einen Vergleich der Ausgangsposition Tschechiens und Ostdeutschlands vor der Transformation ihrer Volkswirtschaften:
"Die Ausgangslage war total verschieden. In der ersten Runde waren die Deutschen glücklich, weil sie mit einem Sprung ihren Lebensstandard um dreißig Prozent erhöht haben und durch die Transferleistungen gewissermaßen sofort in einen völlig neuen Level von Lebensqualität aufgenommen wurden. In der zweiten Runde ist es jetzt aber ein Nachteil. Jetzt erleben die Tschechen beispielsweise ihre strukturellen Veränderungen und haben Wachstumsraten, die sich in den nächsten Jahren zwischen drei und fünf Prozent ansiedeln könnten, das heißt, sie nehmen Wachstum und Verbesserung wahr. Die Deutschen hingegen nehmen jetzt wiederum Verschlechterung wahr, weil sie auf dem hohen Level nicht bleiben können und weil sie beispielsweise Arbeitsplätze haben, die künstlich subventioniert sind und die im Wettbewerb mit Tschechien nach Tschechien abwandern werden."
Die Konferenz von Krusovice wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung Prag veranstaltet und stand unter der Schirmherrschaft des Ausschusses für europäische Integration im tschechischen Abgeordnetenhaus. Mit seinem Vize -Vorsitzenden Jaroslav Zverina kamen wir auch auf den Auftritt von Lothar Späth zu sprechen. Zverina hob Folgendes hervor:
"An ihm fand ich vor allem sympathisch, dass er auf die Änderung der Denkweise der Menschen und ihrer Motivation großen Wert legt. Das ist etwas, was bei uns oft vergessen wird," sagt Zverina.
Seiner Meinung nach werden hierzulande viel mehr legislative Änderungen bzw. der Umbau von Organisationen angestrebt. Sollte die Transformation unseres ökonomischen und kulturellen Ambientes zuende geführt werden - so Zverina wörtlich - dann nur durch die Änderung des Wertesystems der Menschen in Tschechien. Dazu gehöre die Förderung des unternehmerischen Geistes der Menschen, ihrer Initiativen und ihres selbständigen Handelns. Zverina war nicht der einzige Teilnehmer der Konferenz in Krusovice, der sich des großen Nachholbedarfs Tschechiens bewusst ist, um in dem diskutierten Bereich mit der EU Schritt halten zu können.