50 Jahre Tschechisches Fernsehen (CT)
Am 1. Mai 1953 um 20 Uhr war es so weit - zum erstenmal hat damals das Tschechoslowakische Fernsehen gesendet. Es dauerte jedoch noch einige Jahre, bis ein Fernsehgerät ein üblicher Bestandteil der Haushaltsausstattung wurde. Mehr dazu von Martina Schneibergova.
"Fehler konnten nicht mehr korrigiert werden. Bei einem Fernsehspiel, das von Regisseur Belka gedreht wurde, sah man, dass die Leiche plötzlich zwinkerte. Der Regisseur war wütend und sagte, auf diese Weise kann man keine Kunst machen, und seitdem wurden die Fernsehspiele im voraus gedreht."
Am Anfang wurde das Fernsehen eher als eine technische Attraktion empfunden. Seine Rolle spielte auch der hohe Preis der Fernsehgeräte, der ungefähr vier Monatslöhnen entsprach. Der Medienanalytiker Milan Smíd meint:"Die Menschen wussten über das Fernsehen nicht viel. Sie kannten die Fernsehempfänger vielleicht aus den Prager Schaufenstern. Für das breitere Fernsehpublikum waren erst die Sportübertragungen ausschlaggebend. Im Februar 1955 wurde die erste Sportübertragung verwirklicht - am Dienstag wurde das Eishockeyspiel gesendet und bis Freitag waren alle Fernsehgeräte in Prag ausverkauft."
Anlässlich des runden Jubiläums brachte das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen auf seinem zweiten Programm am Donnerstag den ganzen Tag lang Sondersendungen aus dem Fernseharchiv, die den zusammenfassenden Titel "Teleautomat" trugen. In der Früh begann man mit Programmen aus der nicht weit entfernten Vergangenheit und während des Tages wurden immer ältere Archivaufnahmen gezeigt. Die Regisseurin des ganzen Programms Alena Hynková dazu:"Ich wählte die umgekehrte Reihenfolge absichtlich, um die attraktivsten und wertvollsten Archivaufnahmen am Abend, wo die meisten Zuschauer vor dem Bildschirm sitzen, senden zu können. Ich verknüpfte die Sendungen mit einem Spiel für die Zuschauer: Jede Stunde konnten sie mittels Abstimmung per Telefon eines von zwei angebotenen Programmen wählen, das dann in der folgenden Stunde ausgestrahlt wurde."
Am lustigsten fand man bei den Archivaufnahmen vielleicht die Werbespots aus den siebziger, bzw. achtziger Jahren, in denen die Vorteile der in festen Kartons eingepackten Eier hervorgehoben wurden oder in denen ein Bär seinen Bruder in den Genossenschaftsladen schickt, um den Honig zu holen. Fast unglaublich musste den Jugendlichen die Sendung für die Hobby-Handwerker vorkommen, in der beschrieben wurde, wie man selbst ein "Schneebrett" u.a. aus Plastikflaschen basteln kann. Denn auf dem Markt gab es so etwas wie Snowboards natürlich nicht. Eher mit Mitleid konnte man dann Aufnahmen von den einstigen Pop-Stars verfolgen, von denen sich mehrere immer noch für Pop-Stars halten, wie sie vor Freude jauchzend in einem Kollektivsong über die vermeintlich helle Zukunft tanzten. In der Freitagausgabe der Tageszeitung Lidové noviny fasst Marcel Kabát in seiner Bemerkung zu dieser langen Sondersendung aus dem Archiv zusammen: Die Voraussetzung, dass sowohl Qualität, als auch Falschheit und Dummheit für sich selbst sprechen, war bestimmt richtig.