Beim ökumenischen Gottesdienst im Veitsdom wurde der Opfer des Kommunismus gedacht

Arbeitslager

Wie wir Sie vorige Woche bereits informierten, wurde der Mai zum Monat der Opfer des Kommunismus erklärt. Am Dienstagvormittag wurde die Reihe der Gedenkveranstaltungen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Veit-Kathedrale auf der Prager Burg eröffnet. Martina Schneibergova war dabei.

Die Teilnehmer des Gottesdienstes gedachten aller Opfer des Kommunismus und aller derjenigen, die vom kommunistischen Regime verfolgt wurden. Zu den Gebeten für die Ermordeten und zu Tode Gefolterten, aber auch für deren Folterer trafen im Veitsdom einige Dutzend Menschen zusammen, viele davon waren Mitglieder der Konföderation der politischen Gefangenen. Auf Initiative der Konföderation und der Tschechischen UNESCO-Kommission wurde der Monat der Opfer des Kommunismus in diesem Jahr zum erstenmal ausgerufen. Als Beweggrund dafür bezeichneten die politischen Häftlinge die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit wachzurütteln und zu zeigen, was der Kommunismus eigentlich bedeute, und was für Folgen es haben könnte, wenn er sich erneut durchsetzen würde.

Der Synodalsenior der Böhmischen Brüdergemeinde, Pavel Smetana, wies während des Gottesdienstes darauf hin, dass es den Kommunisten gelang, eine Atmosphäre der Angst zu schaffen, das Denken der Menschen zu deformieren und die kulturellen und moralischen Traditionen des Volkes zu zerstören. Er erinnerte an bedeutende Persönlichkeiten, die auf dem Schafott endeten sowie an Tausende unschuldige Menschen, die die besten Jahre ihres Lebens in Gefängnissen und Arbeitslagern verbrachten.

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Beim Besuch des Gottesdienstes schien es leider, dass sich an die Opfer des Kommunismus vorwiegend diejenigen erinnerten, die selbst vom kommunistischen Regime verfolgt wurden. Neben den politischen Gefangenen waren auch einige Mitarbeiter der Behörde für die Untersuchung und Dokumentation der Verbrechen des Kommunismus im Veitsdom zu sehen. Vom Interesse der sogenannten "breiteren Öffentlichkeit" an der ersten Veranstaltung des Monats der Opfer des Kommunismus kann man aber nicht sprechen. Für sie scheint ein derartiges Gedenken offensichtlich allzu unangenehm zu sein.