Vor 70 Jahren: Liquidierung der Klöster in der ČSSR

Denkmal für die Opfer der „Aktion K“ (Foto: Archiv Paměť národa)

„Aktion K“ – unter diesem Schlagwort ging die kommunistische Führung in der Tschechoslowakei gezielt gegen die Orden und Klöster vor. Damit sollte vor allem die Macht der Katholischen Kirche gebrochen werden. Mit der Verhaftung von Mönchen startete vor 70 Jahren die Aktion.

Denkmal für die Opfer der „Aktion K“  (Foto: Archiv Paměť národa)

Pavel Konzal  (Foto: Archiv Paměť národa)
Pavel Konzal war damals Mönch. In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1950 drangen Sicherheitskräfte auch in sein Kloster ein…

„Ich tat so, als ob ich schliefe. Dann kam ein Milizionär in Zivil mit Maschinenpistole auf mich zu. Er stieß mir in die Rippen und sagte: ‚Aufstehen, du Schwein, du kommst mit uns mit‘.“

Konzal und seine Mitbrüder wurden in dem Kloster in České Budějovice / Budweis verhaftet. Man brachte sie in das Internierungskloster Králíky / Grulich in Ostböhmen. Der Redemptorist hat für das Zeitzeugenprojekt Páměť národa vor einiger Zeit seine Erinnerungen an die „Aktion K“ geschildert. Am nächsten Morgen hätten sie alle vor vier Beamten der tschechoslowakischen Staatssicherheit StB antreten müssen:

„Aktion K“  | Foto: Archiv des Projektes Moderní dějiny
„Sie sagten uns, dass wir der Abschaum seien und sie uns das Faulenzen austreiben würden. Wir waren rund 150 Mönche, darunter auch Uniprofessoren. Und auch sie wurden von solchen Pferdetreibern angebrüllt.“

Die zweite Verhaftungswelle erfolgte zwei Wochen später. Dabei konzentrierte sich die StB zunächst nur auf die Männerorden. Laut der Tschechischen Bischofskonferenz wurden knapp 250 Klöster liquidiert und 2500 Mönche verhaftet.

Dies gehörte zur Strategie der kommunistischen Führung ab 1948. Sie wollte die Macht des religiösen Glaubens brechen. Vor allem aber die Katholische Kirche leistete Widerstand, und 60 bis 70 Prozent der Menschen in der Tschechoslowakei bekannten sich eigentlich zum Papst in Rom. Der Historiker Petr Blažek vom Institut für das Studium totalitärer Regimes in Prag:

Karel Floss  (Foto: Archiv Paměť národa)
„Die Kommunisten konnten die Glaubensgemeinschaften nicht unter Kontrolle bringen. Das betraf vor allem die Katholische Kirche, deren Leitung im Ausland saß. Und die Klöster bildeten das Rückgrat jener Strukturen, die unabhängig vom tschechoslowakischen Staat waren. Deswegen entschlossen sich die Genossen, die Konvente zu zerstören.“

Karel Floss gehörte damals den Dominikanern an. Er war nach der kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 in den Orden eingetreten. Nach seiner Verhaftung wurde er zunächst mehrere Monate lang in einem Internierungslager in Broumov / Braunau in Ostböhmen festgehalten. Dann brachte man ihn in die Festung von Komárno in der Slowakei. Dort musste er zusammen mit anderen Mönchen militärischen Strafdienst bei den sogenannten Hilfstruppen leisten.

„Es gab dort auch Selbstmorde. Und der Grund war klar. Normale Soldaten müssen nur zeitlich begrenzt dienen. Uns wurde aber gesagt, wir würden so lange dabehalten, bis wir uns gebessert hätten“, so Karel Floss in einem Interview für Páměť národa. Drei Jahre lang leistete er dann Strafdienst.

Internierungslager für Ordensleute  (Foto: ČTK24)
Die dritte Welle der „Aktion K“ richtete sich im Herbst 1950 gegen die Nonnenklöster. Alle 670 Konvente mit knapp 12.000 Ordensschwestern wurden aufgelöst. Wer nicht im sozialen Bereich tätig war, wurde interniert.

Erst die Reformbewegung „Prager Frühling“ im Jahre 1968 brachte gewisse Erleichterungen, wie Historiker Blažek ausführt:

„Der Prager Frühling bedeutete viel auch für das geistliche Leben. Eine ganze Reihe von Priestern konnte wieder ihre Arbeit in den Pfarreien aufnehmen. Und auch viele Ordensmitglieder versuchten, das klösterliche Leben zu erneuern. Doch das endete sehr schnell.“

Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen und dem Beginn der neostalinistischen Ära in die Tschechoslowakei kam es zu politischen Prozessen gegen Ordensangehörige. Es dauerte dann bis zur Samtenen Revolution von 1989, bis sich auch für die Kirche die Verhältnisse hierzulande wieder änderten.