Muttergottesberg bei Králíky: Vom Zufluchtsort zur Gedenkstätte für verfolgte Geistliche

Kloster auf dem Muttergottesberg bei Králíky (Foto: Zdeněk Pražák, Creative Commons 3.0)

Vor etwa 61 Jahren begann das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei die geistlichen Orden aufzulösen. Fast alle Ordensmitglieder wurden verhaftet und eingesperrt. Eines der Lager befand sich im Kloster auf dem Muttergottesberg bei Králíky / Grulich in Ostböhmen. Bis zum kommenden Jahr soll dort die erste Gedenkstätte in Tschechien entstehen, die an die internierten Geistlichen erinnern soll

Aktion K - Ordensbrüder im Internierungslager
Die so genannte Aktion K begann in der Nacht auf den 14. April 1950. Rund 2500 Ordensbrüder aus der gesamten Tschechoslowakei wurden in Internierungslager gesperrt. In der Gedenkstätte soll an ihr Schicksal erinnert werden. Beteiligt am Aufbau der Gedenkstätte sind mehrere Institutionen. Die Idee stammt aber von einer Bürgerinitiative, die in Králíky ein Museum der tschechoslowakischen Grenzbefestigung aus den 1930er Jahren betreut. Richard Sicha leitet dieses Museum. Die Errichtung der Gedenkstätte auf dem Muttergottesberg hält er für eine große Herausforderung für das Museum.

Richard Sicha
„Unser Museum befasst sich mit der Verfolgung der Bevölkerung sowohl während der Nazi-Zeit, als auch während des Kommunismus. Wir arbeiten zurzeit auch mit der geistlichen Verwaltung des Klosters zusammen. Die ersten Forschungen für die Gedenkstätte haben die Historiker schon 2009 beendet. Es wurden rund 5000 Dokumente bearbeitet. Seit dem Februar arbeiten wir an der Gestaltung des Innern und der Ausstellung.“

Sicha zufolge arbeiten an der Gestaltung des neuen Museums nur Freiwillige. Das Budget des Projektes ist nämlich verhältnismäßig gering – rund 300.000 Kronen (12.000 Euro). In der Gedenkstätte sollen vor allem die Besucher des Wallfahrtsortes mehr über die Gründe für diekostel/kraliky Verfolgung der Kirche während des Kommunismus erfahren. Im Museum werden auch einzigartige Dokumente über die rund 550 Ordensmitglieder gezeigt, die im Lager bei Králíky bis 1961 interniert wurden. Richard Sicha:

„Wir möchten auch Informationen präsentieren, die bislang nie veröffentlicht wurden. Es geht um Angaben über die StB-Dienststelle in Žamberk, über die Kreisverwaltung des Innenministeriums in Hradec Králové, über den Missbrauch von Informationen gegen die Geistlichen sowie die Versuche, die Ordensmitglieder zu erpressen und sie zur Zusammenarbeit mit dem StB zu zwingen. Wir haben vor, die Formen und Methoden zu beschreiben, die die StB-Leute benutzt haben. Natürlich bieten wir zudem Informationen und Beweise sowie eine Übersicht über die Geheimdienstler, die sich an der Verfolgung der Ordensmitglieder beteiligt haben.“

Kloster in Králíky
Viele der Ordensmitglieder haben die Internierung nicht überlebt. Einige der Geistlichen sind aber heute noch am Leben. Mit ihren Berichten soll die Ausstellung in der Gedenkstätte ergänzt werden, so Sicha.

„Wir möchten nicht nur eine Dauerausstellung installieren, sondern auch ein Bildungs- und Forschungszentrum am Wallfahrtsort errichten. Ich stelle mir vor, dass vor Ort darüber diskutiert wird, was dort alles in der Vergangenheit passiert ist. Heutzutage besuchen rund 30.000 Leute jährlich den Ort, darunter auch viele Schulklassen, was für uns sehr wichtig ist.“

Internierungslager Králíky
Die Schirmherrschaft über die Gedenkstätte hat der Prager Erzbischof Dominik Duka übernommen. Als ehemaliger Bischof von Hradec Králové / Königgrätz kennt er die Gegend um Králíky sehr gut.

„Der Muttergottesberg bei Grulich hat während der beiden totalitären Regime eine große Rolle gespielt. Während der Nazi-Zeit wurde das Kloster geschlossen. Als die ersten fanden Mütter mit Kindern aus Hamburg in den Klosterräumen Zuflucht, nachdem Hamburg bombardiert worden war. Danach wurden im Kloster Piloten der Alliierten eingesperrt, die in Gefangenschaft gefallen sind. Es handelte sich vor allem um die R.A.F.-Flieger. Später wurde auf dem Muttergottesberg ein Konzentrationslager für Ordensmitglieder eingerichtet. Nach 60 Jahren wurde der Muttergottesberg nach der Wende als Wallfahrtsort wieder belebt. Zur Instandsetzung des Areals trug die deutsche Muttergottesberg-Stiftung von Franz Jentschke bedeutend bei. Es handelt sich um eine große Hilfe von den sudetendeutschen Pilgern.“

Wenn alles klappt, wird die Gedenkstätte für die Opfer der Internierung auf dem Muttergottesberg bei Králíky im Januar 2012 eröffnet.