Inspiratives Südböhmen

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In unserer Sendung geht es nun weiter mit einer neuen Ausgabe des Regionaljournals. Diesmal will Ihnen, verehrte Damen und Herren, Dagmar Keberlova einen Maler aus Südböhmen vorstellen. Die Landschaft Südböhmens ist für ihre Schönheit bekannt und hat auch Maler bei ihrer künstlerischen Arbeit inspiriert.

Bunt, modern und mit zeitgenössischer Kunst. Ein Atelier, wo bestimmt keine Landschaftsbilder des 19. Jahrhunderts hängen. So sieht auf den ersten Blick das Atelier des jungen Künstlers Vit Vavrinec Pavlik aus. Doch die Inspiration durch die umliegende Natur, in der er wie seine Vorfahren, von denen er diese Begeisterung und das Talent zum Malen geerbt hat, leben, ist fast in jedem Bild zu spüren, sagt er:

"Ich beschäftige mich mit der Malerei seit meiner Kindheit, weil schon mein Großvater und Vater Maler waren. Als kleines Kind war ich schon mit ihnen in der Natur unterwegs und habe Landschaften gemalt. Ich hatte schon damals wirklich Spaß, niemand hat mich gezwungen. Dann habe ich an der Universität Malerei studiert. Aber erst nach der Beendigung meines Studiums kam die richtige Begeisterung."

Die südböhmische Natur ist eine Inspiration für ihn. Gibt es noch weitere?

"Inspiration schöpfe ich aus allen Dingen, die mich umgeben. Auch Stimmungen in der Gesellschaft sind ein Ausgangspunkt, auch über das Fernsehen erfahre ich verschiedene Techniken, dabei fallen mir neue Möglichkeiten ein."

Vit Vavrinec Pavlik stammt aus einer südböhmischen Künstlerfamilie. Sein Vater und Großvater waren seine ersten Lehrer und Vorbilder. Hat er sonst noch welche?

"Von den Klassikern heute nicht mehr, das haben wir alles an der Uni gemacht. Zu der Technik, die ich anwende, brachte mich mein Freund und Maler Herbert Muckenschnabel aus dem bayerischen Grafenau. Er hat mich sehr begeistert, schon deshalb, weil er von den Kunstkritikern damals nicht angenommen wurde."

Leider haben Sie, verehrte Damen und Herren, jetzt nicht die Möglichkeit, seine Bilder zu sehen. Deshalb bat ich Herrn Pavlik zu versuchen, sie zu charakterisieren:

"Ich kann sie wirklich nicht charakterisieren, weil ich mich damit theoretisch nicht sehr beschäftige. Ich muss malen und so male ich. Das ist aber keineswegs eine Erholung für mich. Erstens sind meine Bilder groß und so ist es auch physisch anstrengend, die Fläche zu bemalen. Und vor allem: Wenn ich ein Bild beginne, löse ich einen Konflikt, und es ist nicht klar, ob ich es überhaupt beenden werde. Also statt guter Gefühle habe ich zunächst schlechte, weil ich glaube, dass das Bild gar nicht gelingen wird. Je näher das Ende rückt, desto besser meine Gefühle. Dann wiederum beginne ich zu zweifeln und beginne ein neues Bild. Ich fürchte, dass ich meine positiven Gefühle nicht abbilden kann."

Malen ist seine Arbeit. Außerdem unterrichtet er noch an der Kunstschule in Volary, weil er nur vom Malen nicht leben kann. Die Schule macht ihm Spaß, weil es eine Nachmittagskunstschule ist, wohin die Kinder freiwillig kommen. Die Kinder überraschen ihn oft mit ihren Ideen.

Wie malt er? Regelmäßig oder etwa nach einem inspirativen Spaziergang mit seinem zweijährigen Sohn, der auch schon mit dem Pinsel in der Hand herumläuft?

"Regelmäßig nicht, das habe ich versucht, aber das bringt mich zum schematischen Malen, ich entdeckte dabei nichts neues. Jetzt denke ich vielmehr über das Bild nach und das Malen selbst geht dann schneller. Einige Minuten genügen - und schon ist das Bild da. Dann male ich wieder zwei Monate nichts. Aber ich male immer mehrere Bilder auf einmal, das kann ich. So entstehen dann oft Serien. Ich habe dann eine Serie von 5 Bildern, die auch ähnliche Farben haben und diese passen dann gut für eine Ausstellung zusammen." Er zeigt uns auch die Bilder seines Sohns und die restlichen Bilder in der Galerie. Was sind das für Bilder?

"Das, was wir hier sehen, sind mehrere Serien, weil sie nicht ganz ähnlich sind. Es sind Reste von einer Ausstellung, die jetzt in Passau ausgestellt ist."

Mich hat interessiert, ob er bei seiner Arbeit daran denkt, dass er die Bilder auch verkaufen muss?

"Auch, aber dass ist für mich nicht das Wichtigste. Das Wichtigste für mich ist es zu schaffen, es zu beenden. Und zu malen, aber das kostet auch etwas. Ich bin ein fauler Mensch und es ist für mich Arbeit wie jede andere. Ich muss mich oft überwinden. Ein Kampf, ob ich jetzt Kaffee trinken soll oder ein Bild beginnen."

Vit Pavlik ist ein junger Maler, er ist erst 27 Jahre alt, stellt trotzdem schon aus. Was bedeuten Ausstellungen für ihn?

"Ausstellungen interessieren mich sehr, weil es eine der wenigen Möglichkeiten ist, mit Menschen in Kontakt zu kommen. In mein Atelier kommen Leute, aber viel weniger. Bei einer Ausstellung nimmt man auch negative Reaktionen war, die aber wichtig sind. Man kommt darauf, dass die negativen Meinungen berechtigt waren. Das ist schwer zu akzeptieren und dauert seine Zeit. In dem Moment selber ärgere ich mich, aber später komme ich darauf, dass es in Ordnung war und dass mich das weiter motiviert hat."

Herr Pavlik stellt derzeit nur in Tschechien und Deutschland aus. Er verriet mir mehr über die Zusammenarbeit mit Deutschland:

"Die Zusammenarbeit hat ihre Wurzeln schon vor 10 Jahren geschlagen, als sich die Grenzen öffneten und wir ins Nachbarland reisen konnten. Zuerst entstand die Zusammenarbeit mit einem Gymnasium in Passau, wo ich auch an einem Wettbewerb teilnahm. Wir setzten die Kontakte weiter fort und so stellen wir heute bei ihnen und sie bei uns in Prachatice aus. Dann hatte ich einen regen kulturellen Kontakt mit bayerischen Malern und wir hatten auch eine gemeinsame Ausstellung in Tschechien."

"Die Ausstellung bekräftigt die Beziehungen zu Tschechien" - dies ist die Überschrift eines Artikels aus einer bayerischen Zeitung, die mir Herr Pavlik zeigt. Ist dem wirklich so, frage ich den im Grenzgebiet lebenden Maler?

"Es ist bestimmt möglich, beide Kulturen vorzustellen. Das Bekräftigen ist eine andere Sache, da kann ich nicht im Namen der Menschen sprechen, die diese Ausstellungen sehen, aber es ist sicher eine Möglichkeit, die tschechische Künstlerszene vorzustellen. Vor allem handelt es sich hierbei um Maler aus unserer Region, weil diese es schwieriger haben würden, in Galerien in großen Städten auszustellen."