Hurra zur Schule! Oder lieber nicht?

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Erster September. Linda und Samuel feiern dem tschechischen Kalender nach ihren Namenstag. Diese Namen sind jedoch in der tschechischen Bevölkerung relativ selten vertreten und so ist der Grund, warum sich die Aufmerksamkeit Zigtausender Menschen auf dieses Datum richtet ein anderer. Hinzugefügt werden muss: Vor allem die Aufmerksamkeit von Tausenden jungen und sehr jungen Leuten, denn am 1. September beginnt hierzulande das Schuljahr.

Dass sich dieses Datum nähert, wird auf Schritt und Tritt sichtbar. Der Herbst meldet sich in Folge der Hitze und Dürre früher als sonst. Auch die Melonen, die für mich einst ein Symbol für das bevorstehende Ende der Ferien waren, sind schon seit längerer Zeit zu bekommen. Vor allem sieht man es jedoch in den Geschäften. Sogar in Lebensmittelläden werden dieser Tage Schreibwaren, Federmäppchen und Schultaschen angeboten. Häufiger als sonst trifft man auf bunte Bildchen und Darstellungen Harry Potters sowie verschiedener Walt-Disney-Figuren, denn gerade sie schmücken die Waren für kleine Schüler. Ich war immer der Meinung, dass das Schuljahr erst in der Schulbank beginnt. Doch nun muss ich mich fragen: Beginnt es im Prager Kaufhaus Kotva oder im Supermarkt Delvita? Die Versprechungen auf den jeweiligen Werbetafeln behaupten beides. "Hurra zur Schule!", liest man anderswo. Doch vielleicht wäre das Motto "Hurra von der Schule!" treffender. Die tschechischen Schüler können außerordentlich lange Ferien genießen: Zwar nicht zwei Jahre, wie es Jules-Verne-Leser gut kennen, aber immerhin ganze zwei Monate. Und nun können die Kinder sogar hoffen, dass die Ferien noch länger werden. Während es im letzten Jahr die Hochwasserkatastrophe war, in deren Folge etwa 300 Schulen am 1. September geschlossen blieben, bietet sich nun eine andere Chance: der Lehrerstreik! Ein Kind wird dabei kaum in Betracht ziehen, dass ernste Probleme ihrer Pädagogen dahinter stehen. Wichtig ist nur, dass das Schultor am ersten Septembertag geschlossen bleibt.