Jung - und - Alt - Verhältnis unter die Lupe genommen
Die Alterung der Gesellschaft bzw., wie es in Fachkreisen heißt, demografische Panik war einer der Hauptgründe, warum in insgesamt 13 europäischen Ländern, darunter auch in Tschechien, beinahe zum selben Zeitpunkt eine Studie darüber ausgearbeitet wurden, wie es mit dem Verhältnis zwischen Alt und jung bestellt ist. Die Ergebnisse der tschechischen Studie, die in Zusammenarbeit der Fakultät für Sozialwissenschaften der Masaryk-Universität Brno / Brünn und des Prager Instituts für Arbeit und Soziales entstand, wurden dieser Tage veröffentlicht. Mehr dazu von Jitka Mladkova:
"Die häufigste Antwort war eigentlich der physische Zustand. Diese Antwort war bei 33 Prozent der befragten vertreten, für 27 Prozent war es das Alter. Das ist interessant, denn dem neuesten Trend zufolge sollte das Alter eigentlich nicht als relevanter Faktor für menschliche Fähigkeiten gelten. Wenn das höhere Alter zwar allgemein mit einem bestimmten Nachlassen der körperlichen wie auch psychischen Kräfte verbunden wird, sollte man dies dennoch nicht automatisch mit dem Alter verknüpfen. In der tschechischen Bevölkerung ist diese Position jedoch offensichtlich verbreitet."
An dieser Stelle sei gesagt, dass die erwähnte Stellungnahme besonders auf die jüngste Alterskategorie der Befragten zutrifft. Personen im mittleren Alter akzentuierten eher das geistige Potential, also psychische Fähigkeiten der betagten Personen, sich den neuen Anforderungen der Zeit anpassen zu können. Ganz kontrovers erwies sich nach Informationen von Lucie Vidovicova die Frage, die die Wahrnehmung der alten Menschen in der Gesellschaft betraf. Seien sie als Last einzustufen oder aber könne die Gesellschaft in irgendeiner Hinsicht von den alten Menschen profitieren:
"Relativ stark vertreten war die Ansicht, dass alte Menschen eine Belastung für die Gesellschaft bedeuten, auch wenn es nicht so extrem wortwörtlich formuliert wurde. Auf der anderen Seite wurde diese Ansicht durch positive Meinungen kompensiert, und zwar in dem Sinne, dass alte Leute sehr tolerant sind, als eine Art Garantie für die Aufrechterhaltung traditioneller Lebenswerte gelten und auch eine bedeutende emotionale Stütze darstellen."
Dies hat wohl mit einem Wahrnehmungsstereotyp zu tun: einerseits Respekt vor dem Alter, der einem von Kindheit an beigebracht wird, andererseits das Gefühl, mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft sei das spürbare Problem namens "alte Leute" nicht finanzierbar. Die Studie warnt gleichzeitig auch unter Hinweis darauf, wie z.B. Politiker über die Alterung der Gesellschaft sprechen und wie sie diesen Prozess interpretieren, davor, dass die Mehrheit der Gesellschaft daran glaube, dass alte Leute mindestens die Hälfte der Bevölkerung bilden. Logischerweise, so die Studie, tauchen auch Meinungen auf, denen zufolge die Senioren im Prinzip der ganzen Gesellschaft auf der Tasche liegen. Das negative Verhältnis zu dieser Bevölkerungsgruppe dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass der Wert eines Menschen in der heutigen Gesellschaft an seiner Leistung gemessen wird. In Tschechien leben derzeit etwa 1,5 Mio Bürger, das sind etwa 15 Prozent der gesamten Bevölkerung, die über 65 Jahre alt sind. Bis zum Jahr 2030 soll sich ihre Zahl voraussichtlich auf 2,33 Millionen und bis 2050 sogar auf 3,1 Millionen erhöhen. Den Autoren der Studie zufolge könnten sich die Probleme, die sich aus der Alterung der Gesellschaft ergeben werden, als ein Faktor eines Generationskampfes um die Ressourcen der Gesellschaft erweisen.