Vaclav Havel hat seinen Asien-Aufenthalt abgebrochen
Kaum zu einer neuen Auslandsreise aufgebrochen kehrt der tschechische Expräsident Vaclav Havel vorzeitig und unerwartet nach Tschechien zurück. Jitka Mladkova berichtet:
Sie haben´s gehört, vielen Autoreisenden bzw. Bahn- und Flugreisenden hat das Wetter in Tschechien einen Strich durch die Rechnung gemacht. Unter ihnen auch dem ehemaligen Staatspräsidenten des Landes, Vaclav Havel, der wegen seiner chronischen Lungenkrankheit seinen ursprünglich für drei Wochen anberaumten Asien-Aufenthalt abgebrochen hat. Am Montag dieser Woche wurde ihm in Neu Delhi der nach dem indischen Unabhängigkeitskämpfer Mahatma Gandhi benannte Friedenspreis verliehen. Der indische Präsident Abdul Kalam sagte in seiner Laudatio bei der feierlichen Preisübergabe, Havel habe "die Flamme der Demokratie" entzündet und in Zeiten der Unterdrückung am Brennen gehalten. Dies zeige, wie sehr er sich dem gewaltlosen Prinzip Gandhis verpflichtet fühle. Vaclav Havel hingegen warnte in seiner Rede u.a. vor einer zu schnellen Zivilisationsentwicklung und einer unreflektierten Globalisierung. Hierzu sagte er, Zitat: Die schnelle Gleichmacherei der Zivilisationen ist für die Menschen in hohem Maße frustrierend, auch wenn es sich hierbei um eine unbewusste Frustration handelt. Die große Kapitulation des menschlichen Geistes, der menschlichen Verantwortung wie auch der Religiosität der Menschen muss unter diesem Druck in manchem Umfeld das verstärkte Gefühl der Leere und Hoffnungslosigkeit herbeiführen." Zitatende. Vaclav Havel wollte noch Thailand und Taiwan besuchen, wo er in seiner neuen Funktion des "Botschafters des guten Willens" u.a. für mehr Demokratie zu werben gedachte. Da sich aber gleich nach den ersten Tagen des Indien-Aufenthaltes wieder einmal starke Atembeschwerden beim 67jährigen Ex-Präsidenten einstellten, empfahl ihm sein Leibarzt, die Reise abzubrechen und nach Prag zurückzukehren. Havel sollte den Rückflug bereits am Dienstagabend in Neu Delhi antreten, was aber auf Grund des herrschenden Unwetters nicht möglich war. Noch am Mittwochvormittag verlautete aus dem Prager Büro von Vaclav Havel, man habe keine Nachricht, dass er Indien verlassen habe.