Tschechische Künstler sind unzufrieden mit der Situation der heimischen Kultur
Bitte, macht nicht die tschechische Kultur kaputt! Dieser Satz erklang am Dienstag zur Einleitung einer Pressekonferenz, auf der Vertreter tschechischer Kulturschaffender einen Aufruf an die Abgeordneten gerichtet haben. Mehr dazu von Jitka Mladkova:
"Am 1. Mai 2004 wird die Tschechische Republik Mitglied der Europäischen Union. Die Tschechen werden als EU-Bürger den Standort wählen können, wo sie leben und arbeiten wollen. Werden wir dann in der Lage sein, die eigene Kultur zu bewahren, wenn die elementaren Bedingungen für deren Weiterbestehen nicht gewährleistet werden? Wie können wir die Entfaltung der kulturellen Traditionen der tschechischen Nation gewährleisten? Wie wird die junge Generation ihre nationale Zugehörigkeit definieren?"
Diese und viele andere Fragen gab es am Dienstag auf der Pressekonferenz zu hören, die kurioserweise im Gebäude des Kulturministeriums stattfand. Es war auch kein Zufall, dass Kulturminister Pavel Dostal höchstpersönlich zugegen war. Denn, wie er deklarierte, fühlt er sich in mancher Hinsicht mit den Künstlern im selben Boot:"Wir sind uns u.a. darin einig, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer keinen Sinn macht, und dies u.a. deshalb, weil sie die vom Staat erwünschten Einnahmen nicht herbeiführen wird. Auch wenn die Leute nach wie vor so wie jetzt die privaten Theaterhäuser besuchen würden und die Eintrittskarten im Schnitt um 50 - 60 Kronen teurer wären, ähnlich auch die Kinokarten, dann gelangt man bei der Berechnung des Ertrags zu der Ziffer - und das wäre ein Maximum - 250 Millionen Kronen. Und darin sind wir uns sicherlich einig, dass diese Gelder die Staatskasse ganz bestimmt nicht retten können."
Der sozialdemokratische Dostal, der sich eigenen Worten zufolge zwar auch als "einer der Offiziere" auf dem Regierungsschiff betrachtet, stellte sein weiteres Vorgehen in Aussicht: Sollte die Regierung, in der er der sozialdemokratischen Mehrheit angehört, den Kulturschaffenden nicht entgegen kommen, wolle er nicht für die Steuerreform im Abgeordnetenhaus votieren. Bei der knappen Stimmenmehrheit der Regierungskoalition, die eine nur einzige Stimme beträgt, wäre es ein großes Problem für das weitere Schicksal der geplanten Reformschritte im Staat.