Klonen ist kein Allheilmittel
Vorige Woche haben es Leitartikler in die Welt posaunt: ein koreanisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam habe voll funktionsfähige Stammzellen aus menschlichen Embryonen hergestellt. Der spektakulär präsentierte Erfolg wurde erneut zum großen Thema, über das sich weltweit zahlreiche Mediziner, Bio-Ethiker, Grundlagenforscher und nicht zuletzt auch Politiker zanken. Jitka Mladkova hat sich in tschechischen Fachkreisen erkundigt, was hierzulande in diesem Bereich vor sich geht:
"Die tschechische Wissenschaft ist nicht schlecht dran, wenn man bedenkt, dass wir ein kleines Land sind. Als Beispiel kann ich unsere Teilnahme an der Schaffung des ersten Schaf-Mufflon-Klons vor etwa drei Jahren nennen. Vor kurzem gelang es im Labor von Frau Prof. Sykova auch, embryonale menschliche Stammzellen heranzuzüchten."
Was Dr. Fulka, wohl stellvertretend für viele andere Wissenschaftler, in diesem Zusammenhang bemängelt, ist die Tatsache, dass es bisweilen in Tschechien keine entsprechenden Gesetze bzw. Vorschriften gibt, die den Handlungsspielraum in dem Bereich der Genforschung definieren. In der Einschätzung des therapeutischen und des reproduktiven Klonens sind sich wohl alle Forscher einig: während das letztere abgelehnt wird, so der allgemeine Tenor, erschließe das erstere viele Möglichkeiten, geschädigtes bzw. abgestorbenes Körpergewebe jeder Art zu ersetzen. Dozent Milan Macek vom Prager Institut für Biologie und Genmedizin sieht aber auch darin nicht das einzige Heilmittel der Zukunft:
"Die Gentherapie kann natürlich nie ein erlösendes Allheilmittel sein. Sie wird aber als Bestandteil der komplexen Behandlung eines Patienten gelten, bei der nach wie vor die klassische Pharmakotherapie zur Anwendung kommt, und auch die heutige Chirurgie stirbt nicht aus. Aber dort, wo es möglich sein wird, werden wir selbstverständlich auch die moderne Gentherapie anwenden."
Die Gentherapie soll nach Macek´s Aufassung nie in den Dienst einer gewollten Verbesserung des Menschengeschlechts gestellt werden. Dadurch würde man das einschränken, was uns Menschen stark macht, nämlich die Variabilität, sagt Macek:
"Aus diesem Blickwinkel sollte man immer die Bestrebungen der Erbgesundheitsforschung betrachten und nicht vergessen: Je größer die Variabilität der Menschen, desto besser."