Europäisches Bank- und Finanzforum tagt in Prag
"Die erweiterte EU - Finanzielle Stärke und Schwäche aus globaler Perspektive." So lautet das Motto des dreitägigen Bank- und Finanzforums, das am Dienstag in der Tschechischen Nationalbank eröffnet wurde. Gerald Schubert war bei den Eingangsstatements zugegen und hat folgenden Bericht mitgebracht:
Worum geht es inhaltlich? Auf der Tagung werden die Chancen und Risken analysiert, die sich durch die bevorstehende Erweiterung der EU für die Stabilisierung der europäischen Wirtschaft ergeben. Wolfgang Roth, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, beurteilt die Perspektive für das Europa der 25 grundsätzlich positiv, weist aber insbesondere auf eine Gefahr hin:
"Die Idee mancher Leute in Brüssel, vor allem in der Budgetkommission, die Beiträge der Nettozahler noch zu erhöhen, und dieses zusätzliche Geld zu größerer Unterstützung der ostmitteleuropäischen Länder oder auch Portugals und Griechenlands zu verwenden, diese Idee wird in den nächsten Jahren keine Chance haben. Da bin ich mir absolut sicher."
In erster Linie müssten, so Roth, die budgetären Probleme gelöst werden, denn Unstimmigkeiten auf dem Sektor der Verteilung von Finanzmitteln würden unvermeidbar eine ganze Reihe anderer Probleme nach sich ziehen. Dennoch: Auch Roth sieht nicht nur die ökonomischen Seiten des europäischen Integrationsprozesses und lobt den Reformprozess in Mittel- und Osteuropa:
"Alle Felder des Rechtssystems fundamental zu ändern, und das innerhalb von 10 Jahren, das ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Sie war nur durch die Perspektive des EU-Beitritts möglich. Das heißt: Die Europäische Union ist nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine fundamental politische Angelegenheit. Ohne den Druck, so bald wie möglich der EU beitreten zu können, hätte es nicht ein solches Tempo im Reformprozess gegeben. Und nicht so eine schnelle Rückkehr nach Europa, wie Vaclav Havel das in den frühen Neunzigern proklamiert hatte."
Soweit Wolfgang Roth, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank. Die weiteren Themenschwerpunkte der am Dienstag eröffneten Konferenz sind etwa die Situation auf dem europäischen Bankensektor, die Währungspolitik inklusive Ausweitung der Euro-Zone, oder Unternehmensstrategien in den neuen makroökonomischen Bedingungen. Und zuletzt will man sich auch mit jenen Ländern auseinandersetzen, die am ersten Mai nicht der EU beitreten, deren Volkswirtschaften aber vom Europäischen Integrationsprozess ebenso nachhaltig beeinflusst werden.