Krise vorbei? Banken in Tschechien vermelden Positivergebnisse
Den Banken in Tschechien geht es gut. Die wichtigsten Finanzhäuser vermelden für das erste Halbjahr 2021 durchweg positive Ergebnisse mit einem Gewinnzuwachs im zweistelligen Prozentbereich. Ist damit die Corona-Krise überstanden?
Die großen Banken in Tschechien haben die erste Jahreshälfte mit deutlichen Gewinnzuwächsen abgeschlossen. Die hiesige Sparkasse verzeichnete einen Zuwachs von mehr als 40 Prozent und bilanzierte 6,6 Milliarden Kronen (260 Millionen Euro) plus. Die aus der Slowakei stammende UniCredit Bank wies einen Anstieg von etwa 33 Prozent und einen Gewinn von 3,2 Milliarden Kronen (130 Millionen Euro) aus. Auch die Raiffeisenbank erzielte einen Zuwachs um ein Drittel, ihr Gewinn lag bei 1,7 Milliarden Kronen (67 Millionen Euro).
Für die guten Ergebnisse seien vor allem strategische Faktoren verantwortlich gewesen, sagt Tomáš Pfeiler. Der Analytiker des Finanzdienstleisters Cyrrus erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Besonders die Anlage sogenannter Mindestreserven spielt dabei eine Rolle. Als die Wirtschaft eine stark negative Tendenz aufwies, mussten Banken große Reserven anlegen, womit auch ihre Profite gesunken sind. In diesem Jahr gibt es hingegen gute ökonomische Aussichten. Die Wirtschaft wächst, also sind die Reserven kleiner und die Gewinne größer.“
Dies müsse allerdings nicht unbedingt ein Zeichen dafür sein, dass die Krise – ausgelöst durch die Corona-Pandemie – nun vorüber sei, so Pfeiler weiter. Denn die Menschen würden immer noch Vorsicht walten lassen bei größeren Ausgaben:
„Die Nachfrage nach Krediten ist derzeit ganz anständig. Vor allem bei den Hypotheken gibt es einen hohen Zuwachs. Das Vertrauen ist aber noch nicht vollständig wiederhergestellt, denn es gibt immer noch wenig Bedarf an Verbraucherkrediten. Die Leute leihen sich also nur langsam wieder Geld für Anschaffungen.“
Ein gutes Hypothekengeschäft sei zudem eher ein Hinweis auf eine gewisse Unsicherheit, führt der Ökonom aus. Immobilien würden nämlich als etwas Stabiles und Greifbares angesehen, als sichere Investition für die Zukunft also. Dies bedeute allerdings nicht automatisch, dass die Banken dann auch höhere Gewinne aus den Zinsen einführen:
„Einerseits ist es so, dass die Banken derzeit ein breiteres Kreditportfolio haben. Andererseits sind die reinen Zinseinnahmen geringer, denn es gab einen Rückgang bei den Zinsmargen. Dieser wurde durch niedrigere Zinssätze in der Wirtschaft hervorgerufen. Deswegen sind die Finanzhäuser in der Bewertung durch die Tschechische Nationalbank gefallen.“
Dank ihrer guten Ergebnisse im ersten Halbjahr könnten die Banken aber die Margen nun wieder anheben. In dieser Frage seien jedoch noch weitere Faktoren zu berücksichtigen, so der Hinweis von Pfeiler:
„Die Gewinnspannen der hiesigen Banken unterliegen schon seit einiger Zeit einem deutlichen Konkurrenzdruck. Darum erwarte ich eher, dass dieser Wettbewerb die Margen im Zaum hält. Andererseits wird schon jetzt damit gerechnet, dass die Nationalbank die Zinsen erhöht. Danach können die einzelnen Banken eine bessere Bewertung erlangen anhand ihrer Einlagen, die sie bei der Zentralbank tätigen.“
Dies werde sich dann durchaus in höheren Zinsmargen ausdrücken, so der abschließende Ausblick des Ökonomen Pfeiler.