Survilla: Tschechien ist bester Verbündeter der weißrussischen Opposition
Die Aufgabe der Tschechischen Republik nach ihrem Beitritt in die Europäische Union sei es unter anderem, nicht zuzulassen, dass wieder ein neuer Eiserner Vorhang entstehen kann, der die vereinigten Länder Europas von den anderen Ländern trennen würde. Dies war die zentrale Aussage, die der tschechische Senatspräsident Petr Pithart am Samstag während seiner Rede auf dem im Prager Senat veranstalteten Seminar "Weißrussland - unser neuer Nachbar" verlautbarte. Näheres zu diesem Seminar nun von Lothar Martin.
Das Hauptthema dieser eintägigen Konferenz, an der neben tschechischen Vertretern auch Politiker aus Weißrussland, Polen, Deutschland und dem Europäischen Parlament teilgenommen haben, war die neue Position, die Weißrussland nach der EU-Erweiterung im Mai dieses Jahres einnehmen wird. Diesbezüglich wies der ehemalige tschechische Präsident Václav Havel darauf hin, wie wichtig es ist, die Lehren der Vergangenheit zu beherzigen:
"Ich bin der Meinung, dass die Länder, die lange Jahre ein totalitäres Regime erlebt haben, besonders sensibel sein sollten gegenüber allen Typen eines totalitären Systems irgendwo anders in der Welt sowie gegenüber allen Anzeichen einer totalitären Herrschaft. Unser besonderes Interesse sollte dabei die Situation in Weißrussland erwecken."
Dass sich gerade die Tschechische Republik so intensiv mit der Situation in ihrem Land auseinandersetze und die Bestrebungen der weißrussischen Opposition nach Veränderungen vorbehaltlos unterstütze, dies wusste die Vorsitzende des oppositionellen Exilrates der Weißrussischen Demokratischen Republik, Ivonka Survilla, sehr zu schätzen:
"Ich will dazu ergänzen, ich habe das Gefühl, dass die Tschechische Republik unser bester Verbündeter und der beste Propagandist unserer Interessen auf internationalem Parkett ist."
Im Herbst dieses Jahres finden in Weißrussland Wahlen statt, bei denen die weißrussischen Oppositionellen das Regime von Präsident Alexander Lukaschenko mit einer demokratischen Stimmenmehrheit zu Fall bringen wollen. Wie wichtig eine tief greifende Unterstützung der Intellektuellen um Ivonka Survilla hierbei wäre, dies hob der Vertreter der humanitären Organisation "Mensch in Not", Simon Pánek, hervor:
"Vor uns steht jetzt die Aufgabe, die Länder der ursprünglichen EU davon zu überzeugen, dass sie sich uns anschließen sollten. Denn noch hat sich da bisher nicht viel getan und man kann in diesen Ländern immer noch nicht richtig einschätzen, was es heißt, in einem totalitären Regime zu leben. Und die zweite Aufgabe ist es, die Opposition davon zu überzeugen, dass die europäische Bürokratie auch Geld an Nichtregierungsorganisationen verteilt und dass die Unterstützung von oppositionellen Kräften etwas ist, wofür man in der EU auch Geld ausgeben sollte."