Prag besitzt ein neues Schmuckstück: die SAZKA Arena
Einiges haben wir in den zurückliegenden Tagen schon berichtet über die Fertigstellung und Eröffnung der supermodernen Multifunktionsarena im Prager Stadtteil Vysocany. Doch im nachfolgenden Sportreport stellt Ihnen Lothar Martin das bereits mit dem römischen Colosseum verglichene Bauwerk etwas näher vor.
Als dem Tschechischen Eishockeyverband (CSLH) im Mai des Jahres 2000 das Recht zur Ausrichtung der Eishockey-Weltmeisterschaft 2003 zuerkannt wurde, da versprach der Verbandsvorsitzende Karel Gut, die damit verbundene Auflage der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF) zu erfüllen und als eine der beiden WM-Spielstätten eine funkelnagelneue Sportarena zu präsentieren. Ein Jahr später, bei der WM in Deutschland, aber musste er verkünden, dass der mit der Errichtung des Projekts beauftragte Investor, die Gesellschaft Multiarena Praha, nicht garantieren könne, den Bau rechtzeitig vor der Austragung der WM 2003 fertig zu stellen. Tschechien tauschte daraufhin mit Finnland das Veranstaltungsrecht und hatte als WM-Gastgeber 2004 nun ein Jahr länger Zeit, das strukturelle und finanzielle Problem zu lösen. Denn nur zwei Monate später war mit der nationalen Lotteriegesellschaft Sazka ein neuer Bauinvestor gefunden worden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass das im neunten Prager Stadtbezirk gefundene Grundstück - das Terrain der ehemaligen Lokomotivenfabrik des sozialistischen Großkombinats CKD - ohne rechtliche Vorbehalte in den Besitzstand der Gesellschaft übergehen kann. Und dass das Finanzierungskonzept von Sazka, das u. a. auf der lizenzierten Einführung neuer Glücksspiele beruhte, nicht gefährdet sei. Falls sich diese Bedingungen nicht erfüllen ließen, werde man sich umgehend von dem großen Bauvorhaben wieder verabschieden, erklärte Sazka-Chef Ales Husák vor knapp drei Jahren vor Journalisten.
Soweit zur Vorgeschichte. Die Gegenwart sieht wesentlich rosiger aus. Denn nach dem am 27. Oktober 2002 erfolgten Baubeginn konnte sich das neue Schmuckstück der Moldaumetropole, die multifunktionale SAZKA Arena, seit Anfang März bereits ihrer Bauabnahme unterziehen lassen. Daher sprach Husák auf der am 23. März einberufenen Pressekonferenz auch von der Rekordbauzeit von nur 16 Monaten und vergaß dabei nicht, allen Zweiflern an der rechtzeitigen Fertigstellung des neuen Erlebniscenters seine unübersehbare Genugtuung mitzuteilen:
"Die Errichtung der SAZKA Arena dauerte lediglich 16 Monate. Und gerade das haben vorher Viele bezweifelt. Als wir jetzt einen umfassenden Presserückblick auf die Anfänge bei der Realisierung des Projekts gemacht haben, stellten wir fest, dass uns das wirklich niemand zugetraut hatte. Daher haben wir beschlossen, dass wir die Presseberichte von damals allen Teilnehmern unserer am Samstag stattfindenden Eröffnungsgala öffentlich zugänglich machen, damit die rund 14.000 Gäste nachlesen können, was die Journalisten von Anfang bis Ende geschrieben haben."
Die Eröffnungsgala ist inzwischen auch schon wieder Geschichte. Doch alle der letztlich 12.000 Anwesenden - darunter meine Person - konnten sich davon überzeugen, dass mit dieser Arena in der Tat ein Bauwerk geschaffen wurde, das in Mitteleuropa, ja vielleicht sogar ganz Europa seinesgleichen sucht. Der bei der Einweihungsfeier anwesende IIHF-Präsident, der Schweizer René Fasel, behauptete dann auch, sich sicher zu sein, dass dies die schönste Arena in Europa sei. Aber auch andere Gäste, wie der Präsident der Tschechischen Basketball-Föderation Milos Prazak, lobten das Prachtgebäude in höchsten Tönen:
"Die Halle ist selbstverständlich prächtig. Ich hatte schon vor einem Monat die Möglichkeit, sie zu sehen, aber was sich mir jetzt offenbart, das gleicht einem Wunder. Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe von Unzulänglichkeiten, aber die Hauptsache ist doch, die Arena steht. Und ich denke, das ist eine sehr tolle Sache, dass es gelungen ist, das hier zu bauen."
Noch euphorischer ließ Jan Vala, der Pressesprecher der Sazka-Tochtergesellschaft Bestsport, die mit der technischen Absicherung und der nun beginnenden Inbetriebnahme des Baues beauftragt wurde, seinen Gefühlen freien Lauf, als er die Leistung der tschechischen Bauarbeiter herausstellte:
"Das hier ist der weithin größte Einsatz, das ist die weithin größte Konzentration der menschlichen Arbeit, der menschlichen Anstrengung und des Willens, die ich je zu Gesicht bekommen habe."
In der Tat, das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich durchaus sehen lassen. In der SAZKA Arena werden nämlich außer sportlichen Wettkämpfen auch Konzerte, Musicals, Opern, Ausstellungen und Kongresse stattfinden. Fünf Restaurants, sieben Bars, zwei Kaffeestuben und 27 Kioske werden dabei für das leibliche Wohl der Besucher sorgen. Bei Eishockeyspielen, wie bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft, wird die Arena 17.000 Zuschauern Platz bieten, bei Konzerten 18.500 und bei Leichtathletik-Veranstaltungen 11.000. Für all diese Zwecke ist die modernste Technik und Ausstattung, die man kriegen konnte, vorhanden. Darunter in einer Länge von acht Kilometern verlegte Kabel und 140 Antennen, um auch hier das Mobilfunknetz nebst TV-, Radio- und Internetanschluss zu gewährleisten. Dank 200 moderner Plasma-Fernsehapparate lässt sich das hiesige Geschehen von mehreren Positionen aus verfolgen. Die moderne Arena verfügt über 1700 Räumlichkeiten, deren Funktionalität von ca. 600 Beschäftigten sichergestellt wird. Zum Thema Arbeitsplätze ließ sich Sazka-Boss Ales Husák dann auch mit einer Aussage vernehmen, die sein konfrontatives Verhältnis zur tschechischen Regierung erneut offen legte:
"Von dem Preis, den die Arena gekostet hat, gehen 2,4 Milliarden Kronen in den Staatshaushalt. Also, wenn darüber gesprochen wird, ob uns der Staat geholfen hat oder nicht, dann kann ich nur sagen, das wir dem Staat mit 2,4 Milliarden Kronen geholfen haben. Darüber hinaus haben wir 5000 Menschen Arbeit gegeben für die Zeit von zweieinhalb Jahren und wir haben für die Zukunft rund 600 Arbeitsplätze geschaffen."
Der Regierung warf er vor, in diesem Zeitraum keine Arbeitsplätze geschaffen, sondern dafür gesorgt zu haben, dass Zehntausende ihre Arbeit verloren haben. Überhaupt wird der wunderbare Bau der SAZKA Arena nur durch eines getrübt: durch das konfliktgeladene Verhältnis zwischen dem obersten Bauherren Ales Husák auf der einen und dem sozialliberalen Kabinett auf der anderen Seite. Der Regierung um Ministerpräsident Vladimír Spidla hält Husák immer wieder vor, sich nicht genügend für die finanzielle Absicherung des Baues eingesetzt und seiner Firma bei der zwischenzeitlich schwierigen Finanzierungslage eine staatliche Bürgschaft verweigert zu haben. Da das Kabinett die Garantieabsage damit begründet habe, das für die Arena erforderliche Geld lieber in die Renten zu stecken, obwohl es sich "lediglich" um eine Bürgschaft gehandelt habe, sei der Premier als Gast "in seinem Hause" unerwünscht, sagte Husák. Mit diesen und ähnlichen Äußerungen hat er sich nicht nur den Zorn vieler Politiker zugezogen, sondern eventuell auch die steuerlichen Vergünstigungen in Gefahr gebracht, mit der seine Lotteriegesellschaft zum Wohle ihrer Aktionäre - und das sind die tschechischen Sportverbände - finanzielle Erträge erwirtschaften kann.Nun, man wird sehen, welchen Werdegang das jüngste Kind des Prager Kultur- und Sportbusiness nehmen wird. Fest steht jedenfalls schon heute, dass das Programm in dieser Unterhaltungsstätte nach der Eishockey-Weltmeisterschaft, für deren Ausrichtung sie ursprünglich gebaut wurde, erst so richtig in Bewegung kommt. Zu mehreren Veranstaltungen laufen die Verhandlungen zwar noch, aber zu einigen Aktionen konnte Petr Soukup, der erste Betriebsdirektor der Arena, schon etwas mehr verraten:
"Relativ kurz nach der Weltmeisterschaft haben wir einige ziemlich interessante Konzerte ausgehandelt. Ende August/Anfang September werden wir hier ein bis zwei Spiele des Eishockey-Weltcups austragen, ein Turnier, welches in meinen Augen eine riesige Perspektive hat. Schon jetzt haben wir ein relativ voll bepacktes Programm für dieses Jahr vorbereitet. Dazu gehören auch solche Veranstaltungen wie Messen und mehrere gesellschaftliche Aktionen. Das zeigt, das wir wirklich eine multifunktionale Arena haben, in der allerlei möglich ist."
Wir werden uns davon in aller Regelmäßigkeit überzeugen können und hoffen, dass auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sich alsbald ein eigenes Bild von dieser Arena machen können. In diesem Sinne, auf ein sportbetontes Wiederhören heute in 14 Tagen!