1. Mai 2004 - 100. Todestag Antonín Dvoráks

Antonín Dvorák

Zwei große Ereignisse werden am kommenden Samstag, dem 1. Mai, in der Tschechischen Republik begangen: der EU-Beitritt des Landes, aber auch der 100. Todestag des Komponisten Antonín Dvorák.

Antonín Dvorák ist der weltweit bekannteste tschechische Tonkünstler. Allerdings werden im Ausland nur einige wenige seiner Werke gespielt, zu denen vor allem die 9. Symphonie "Aus der Neuen Welt", sein Cello-Konzert in h-moll bzw. seine Oper "Rusalka" zählen. Andere Kompositionen werden seltener aufgeführt, und z. B. seine Opern, ein Genre, das ihm besonders am Herzen lag, gar nicht. Nach der Ursache fragte ich die Musikhistorikerin, Professorin Jarmila Gabrielova:

"Zum Teil sicher wegen seiner Libretti, wegen der tschechischen Sprache und der Probleme mit den Übersetzungen. Und auch einfach deshalb, weil das internationale Opernrepertoire sehr bunt, sehr reich war, so dass es für ein neues Werk in einer unverständlichen Sprache schwer war, sich durchzusetzen."

Die Lage hat sich bis heute nicht wesentlich geändert:

"Leider bleibt es im Wesentlichen immer so, was mit der Zugänglichkeit der Notenmaterialien zusammenhängt. Die meisten von Dvoráks früheren Opern sind bis heute nicht herausgegeben worden."

Antonín Dvorák
Ein seit vier Jahren laufendes und für mehrere Jahrzehnte geplantes Projekt der kritischen Gesamtausgabe der Werke von Antonín Dvorák will eben in dieser Hinsicht die Lage verbessern. Dabei werden, wie es bei einer kritischen Edition die Regel ist, verschiedene Versionen einzelner Kompositionen in Betracht gezogen und verglichen. Wie sah eigentlich der Schaffensprozess bei Antonín Dvorák aus?

"Was die früheren Werke betrifft, da hat er viel korrigiert, viel geändert, und meistens waren es spätere Korrekturen oder Überarbeitungen. Mit dem zeitlichen Abstand hat er sie, vor allem was die Form betrifft, anders als ursprünglich eingeschätzt. Bei den späteren Werken sind die Manuskripte sozusagen sauber, rein und haben wenige Korrekturen. Das muss man so verstehen, dass sich da der größte Teil der Arbeit in seinem Kopf abspielte."

Mehr zu den angedeuteten Fragen, aber auch z. B. zu Dvoraks Beziehungen mit den deutschsprachigen Ländern, zu seinem Verhältnis mit seinem Berliner Verleger Fritz Simrock und mit dem Komponisten Johannes Brahms, hören Sie in unserem Dvorákschen Sonderprogramm am Sonntag, dem 2. Mai. Mein Gast am Mikrophon wird die Leiterin des Instituts für Musikwissenschaft der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag sowie der Abteilung für Musikgeschichte des Ethnologischen Instituts der tschechischen Akademie der Wissenschaften, Professorin Jarmila Gabrielova, sein.