Treffen der Regierungschefs Tschechiens, Deutschlands und Polens im Dreiländereck

Leszek Miller, Gerhard Schröder, Vladimir Spidla und Günter Verheugen (Foto: CTK)

Und nun werfen wir ein letztes Mal einen Blick auf den sog. Dreiländerpunkt im tschechisch-deutsch-polnischen Grenzgebiet. Gerald Schubert hat ja am Freitag und am Samstag vom dortigen Festgeländer berichtet. Hier sein neuer Beitrag zum Treffen der drei Regierungschefs im Dreiländereck.

Leszek Miller,  Gerhard Schröder und Vladimir Spidla  (Foto: CTK)
Es war ein großes Volksfest, das hier am Freitag und Samstag rund um den Dreiländerpunkt im tschechisch-deutsch-polnischen Grenzgebiet gefeiert wurde. Tausende Bürgerinnen und Bürger aller drei Staaten bewegten sich frei über die Grenzen und vergnügten sich an Tanz- und Musikdarbietungen, an kulinarischen Köstlichkeiten oder einfach daran, dass hier keine Pässe kontrolliert wurden. Hier, wo offiziell noch bis Samstag 0 Uhr die EU-Außengrenze verlief. Der Samstagnachmittag, der gehörte dann aber auch den Politikern, konkret den Regierungschefs aller drei beteiligten Länder, die ebenso über die kleinen Brücken über den Grenzfluss Neiße schritten. Wie Tausende Festbesucher in den Stunden davor und danach. Beim abschließenden gemeinsamen Auftritt auf der riesigen Open-Air-Bühne hatte der deutsche Kanzler, Gerhard Schröder, als erster das Wort.

"Die Spaltung des Kontinents und damit die Trennung seiner Bürgerinnen und Bürger ist endgültig überwunden. Die Völker Mittel- und Osteuropas sind wieder Teil der europäischen Familie. Und in diesem Zusammenhang, meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, vor allen Dingen die, die älter sind, die den Zweiten Weltkrieg und alles was danach kam, noch erlebt haben, wer hätte das vor sechzig Jahren gedacht, dass es einen Tag geben könnte, wie diesen. Wo Europa vereint ist und wo wir alle die Chance haben, Europa zu einem Ort dauerhaften Friedens und dauerhaften Wohlergehens seiner Menschen zu machen."

Vladimir Spidla  (Foto: CTK)
Auch der tschechische Premier Vladimir Spidla verwies einmal mehr auf das, was für ihn als Historiker stets der wichtigste Aspekt der Europäischen Union war:

"Mit dieser Erweiterung kommt es zur endgültigen Überwindung der Folgen des Zweiten Weltkriegs."

Spidla verwies aber auch auf die ökonomische Dimension des gemeinsamen Europa:

"Europa wird durch die Erweiterung der größte gemeinsame Markt. Und ich würde metaphorisch sagen, der europäische Riese kriecht aus seinem Bett, sieht sich um und wird sich seiner globalen Verantwortung bewusst werden müssen."

Auf die besondere Atmosphäre und Bedeutung des Dreiländerpunktes als Ort des Geschehens kam schließlich auch EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen zu sprechen, als er in seiner abschließenden Festrede sagte:

"Wir sind heute Morgen über so viele Grenzen gefahren, dass ich im Augenblick nicht ganz genau weiß, in welchem Land ich mich befinde. Es spielt aber keine Rolle, wenn ich weiß, ich bin in unserer gemeinsamen Heimat Europa. Und wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Grenzen, die uns früher getrennt haben, keine Rolle mehr spielen."