Freie Medien: "FMedia"-Forum in Prag

FM@dia Forum 04

Medienexperten und Vertreter nicht-kommerzieller Medien aus ganz Europa sind am Donnerstag zu einer zweitägigen Konferenz in Prag zusammengetroffen. Über dieses erste FMedia-Forum, zu dem rund 100 Teilnehmer erwartet werden, berichtet Daniel Satra.

Freie unabhängige Medieninitiativen - ob als Radio, Internetradio oder Internetzeitung. Allen gemeinsam ist: Sie gehören weder zu den Privaten noch zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aus ganz Europa sind jetzt unabhängige Radiomacher und Webberichterstatter auf Einladung des Verbands Freier Radios Österreich nach Prag gereist. Gemeinsam geht es am Samstag mit dem Zug ins österreichische Freistadt. Helmut Peissl vom Europäischen BürgerInnenforum in Österreich über den Stellenwert dieser Konferenz:

"Das ist das erste Treffen dieser Art seit langem beziehungsweise überhaupt das erste Treffen in diesem Ausmaß. Hier sollen nicht nur freie Radios oder Netzinitiativen zusammengebracht werden. Wir wollen auch den ganzen Sektor zusammensetzen und diskutieren: Welche Gemeinsamkeiten gibt es, welche gemeinsamen Ziele, welche gemeinsamen Aufgaben sehen wir?"

Denn trotz EU-Erweiterung sind der interkulturelle Austausch und die grenzüberschreitende Kommunikation zwischen Bürgern Europas in benachbarten Regionen gering, so die Veranstalter. In Prag und Freistadt wollen sie daher ein Überlebenspaket für unabhängige Medien europaweit schnüren. Schnüren, ohne die breite Themenvielfalt der Medienmacher einzuschnüren. Schwerpunkte wie Menschenrechte, Umweltschutz, Feminismus, regionale und lokale Kulturförderung oder Minderheitenradio lassen sich dennoch unter einer gemeinsamen Definition vereinigen, meint Peissl:

Konferenzteilnehmer
"Es geht darum, dass dies Medien sind, die nicht profit-orientiert sind. Es geht darum, dass die Medien aus den Communities heraus entstehen, mit denen sie arbeiten beziehungsweise mit diesen ganz eng zusammenarbeiten. Es geht darum, den offen Zugang zu diesen Medien zu garantieren - jeder soll dieses Medium nutzen können. Und es geht darum, dass freie Medieninitiativen eine ganz wichtige Rolle in der Medienpädagogik spielen und Medienkompetenz vermitteln."

Nicht verkürzten Mainstream produzieren, sondern Themen in ihrer Breite und Tiefe aufbereiten. Die oft politische Nähe der Medieninitiativen und ihrer Journalisten zu ihren Themen sieht Peissl nicht zwangsläufig als Gefahr. Peissl beobachtet,

"dass die Journalisten aus dem Bereich der freien Medien meistens sehr stark in die Themen involviert sind. Sie bringen also auch sehr viel eigenen Hintergrund mit. Das kann positiv oder negativ sein. Dies bringt einfach andere Sichtweisen ein. Bei uns wird dies unter dem Begriff Komplementär-Medien verstanden. Es ist also einfach ein wichtiger Beitrag zum Meinungsspektrum."

Ein Meinungsspektrum, das weder kommerzielle Medienmacher noch die Öffentlich-rechtlichen abdecken, meint Peissl. Die Kommerziellen wollen Geld verdienen und richten sich nach den Marktbedürfnissen. Die Öffentlich-rechtlichen sehen sich zunehmend in Konkurrenz zu den Kommerziellen, achten auf daher ihre Einschaltquoten und lassen vermeintlich kleine aber wichtige Themen hinten rüber fallen, so der freie Radiomacher Peissl.