"Kontinentale" Erstaufführung der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak

Antonin Dvorak

Rund um den tschechischen Komponisten Antonin Dvorak, dessen Todestag sich im Mai zum 100. Mal jährte, herrscht derzeit in Tschechien ein wahrer Festival-Boom. Doch die westböhmische Kurstadt Karlovy Vary/Karlsbad kann im Zusammenhang mit Dvorak an ein besonderes Ereignis erinnern. Mehr erfahren Sie von Jitka Mladkova im folgenden Beitrag:

Genau auf den Tag vor 110 Jahren, also am 20. Juli 1894, erklang in Karlsbad Dvoraks 9. Sinfonie, genannt Aus der Neuen Welt, zum ersten Mal auf dem europäischen Kontinent. Knappe zwei Monate davor fand die Weltpremiere dieses Musikwerkes, das Antonin Dvorak während seines Aufenthaltes in den USA komponiert hatte, in London statt. Nun drängt sich die Frage auf, warum diese Sinfonie "kontinentale" und zugleich auch tschechische Erstaufführung gerade in Karlsbad hatte. Dem Direktor des Internationalen Antonin-Dvorak-Gesangszentrums, Alois Jezek, zufolge war dies kein Zufall:

"Karlsbad kann auf eine langjährige Tradition von Kurorchestern zurückblicken. Die erste Musikkapelle mit 35 Mitgliedern, geleitet von Josef Slabicky, wurde hier im Jahre 1835 gegründet. Um das Jahr 1850 hat sein Sohn den Taktstock von ihm übernommen und dirigierte das Orchester weitere 50 Jahre. Das war auch die Zeit, in der Antonin Dvorak Karlsbad zu besuchen pflegte."

Und die Motivation für die wiederholten Besuche in der berühmten Kurstadt? Sicher die Stadt selbst, aber auch Treffen z.b. mit dem Berliner Verleger Simmrock, dem Musikkritiker Hanslick, oder auch mit August Slabicky und seinem Orchester, das einige seiner Werke einstudierte. Dvorak stellte manche seiner neuen Kompositionen gerade in Karlsbad vor. Alois Jezek schlussfolgert:

"Antonin Dvorak, der unsere Stadt siebenmal besuchte, hatte wohl von allen tschechischen Komponisten die innigste Beziehung zu Karlsbad. in diesem Verhältnis ist auch der Grund dafür zu finden, dass Dvoraks Sinfonie aus der Neuen Welt ausgerechnet in Karlsbad ihre Erstaufführung auf dem europäischen Kontinent erlebt hatte."

Ob Antonin Dvorak bei dieser Gelegenheit Karlsbad persönlich besuchte, konnte man bisher nicht eindeutig nachweisen. Alois Jezek hält dies nicht für relevant. Für ihn ist Erstaufführung der 9.Synfonie viel mehr ein Ausdruck dessen, dass in dem auch damals schon international bekannten westböhmischen Kurort ein reges Musikleben herrschte, aus dem quasi tägliche Konzerte des Kurorchesters nicht wegzudenken waren. Und welche Resonanz hat Dvoraks neue Komposition am 20. Juli 1894 gefunden? Noch einmal Alois Jezek:

"Die war außerordentlich groß. Den Sinfonieteil Largo musste man gleich während des Konzertes wiederholen, was in unserer Zeit undenkbar wäre. Die anschließenden Fachkritiken waren dann voller Superlative über Dvoraks Musik."