Hörerforum
Im nachfolgenden Hörerforum von Radio Prag wollen wir wieder ein wenig in der aktuellen Postmappe blättern.
Diese Zeilen stammen von Enrico Mangliers aus Hamburg, und sie haben uns natürlich gefreut. Wir hoffen anderseits aber, dass es noch wesentlich mehr solcher "Neueinsteiger" gibt, die uns dies lediglich noch nicht haben wissen lassen. Daher hätten wir nichts dagegen, wenn uns Hörer, die so in den zurückliegenden zwei Jahren neu zu uns gestoßen sind, dies mitteilen würden und hin und wieder auch die Zahl derjenigen erhöhen würden, die uns regelmäßig schreiben. Wie zum Beispiel Ulrich Peschken aus Krefeld, der in seinem letzten Schreiben folgendes anführte:
"Heute möchte ich einmal eine Nachricht per E-Mail an Radio Prag verschicken. Es ist für mich mit meinen nunmehr 74 Jahren gar nicht so einfach mit der modernen Technik klar zu kommen und ich tue mich daher noch etwas schwer. Irgendwann haben mich aber meine Kinder dann auch so weit, dass der Umgang mit den neuen Medien - Internet und E-Mail - ein selbstverständliches Vergnügen wird und ich auch auf diesem Weg mit meinen Freunden in der Welt in Verbindung treten kann."
Jawohl, Herr Peschken, das ist eine tolle Einstellung. Hut ab vor Ihrer Lernbereitschaft auch im hohen Alter. Und dass Sie mit dieser E-Mail bereits problemlos mit uns in Verbindung getreten sind, haben wir Ihnen hiermit bewiesen. Und noch etwas für alle, die sich noch nicht so recht mit dem Internet befasst haben: Auf unserer einfach zu merkenden Webseite www.radio.cz können Sie jederzeit, was ja früher nicht möglich war, den Inhalt jeder Sendung in Ruhe nachlesen. Ja mehr noch, Sie können sich aus Zeitgründen entgangene Sendungen ebenso jederzeit rückwirkend anhören, falls Sie sich dazu eine entsprechende Soundcard besorgen. Aber, wir können natürlich von niemandem verlangen, dass er sich auf "seine alten Tage" immer noch die modernste Technik zulegt, anstatt mit Muße seinen Lebensabend zu genießen. Und viele können auch das leider nicht, da sie ihre Gesundheit dazu viel zu sehr einschränkt. Das ist u. a. bei Wilfried Pieper aus Dortmund der Fall, der uns vor Monatsfrist leider berichten musste, dass seine vierte Operation anstehe und er daher vorerst keine Empfangsberichte senden könne. Herr Pieper, dafür haben wir volles Verständnis, und wir wünschen an dieser Stelle gute Genesung auch nach der für Sie wohl unvermeidlichen vierten OP. Vielleicht helfen Ihnen ja gerade unsere Sendungen ein wenig dabei.
Sich mehr oder weniger selbst helfen müssen sich nach dem vor rund 100 Tagen vollzogenen EU-Beitritt die neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Das findet jedenfalls Engelbert Borkner aus Hildesheim, der zu einer aktuellen Problematik bemerkte:
"Im Tagesecho brachten Sie den Beitrag, dass sich Tschechien gegen die Einschränkungen bei der Zuckerproduktion wehrt. Da bekommen Sie schon einen Vorgeschmack, woher der Wind in der EU weht. Hier in der Hildesheimer Gegend, bekannt wegen seiner guten Böden, war die Zuckerrübe in der Landwirtschaft dominierend. Es gab auch sehr viele Zuckerfabriken. Nach und nach wurde der Anbau auf Anweisung aus Brüssel zurückgefahren. Eine Zuckerfabrik nach der anderen musste schließen, teilweise auch modernste, die erst in jüngster Zeit gebaut worden waren. So gibt es noch viele andere Dinge, über die Brüssel bestimmt und die für uns Bürger nicht nachvollziehbar sind."
Ähnlich sieht es auch Helmut Schafheitle aus Singen, der einen weiteren Gesichtspunkt europäischer Wirtschaftspraxis ansprach:
"Die Stimmung ist in Deutschland gegenwärtig nicht gerade überwältigend. Dazu hat zweifellos auch die Gangart beigetragen, wie die europäische Einigung vorangetrieben wird. Da wäre mehr an Fingerspitzengefühl schon erforderlich gewesen. Es kann z. B. zu massiver Kritik führen, wenn sich unsere Konzerne oftmals darauf beschränken, ganze Fertigungsbereiche auszulagern, während wir hier auf den hohen Kosten und der Massenarbeitslosigkeit hocken bleiben. Innovationen und Investitionen in anderen Ländern sind grundsätzlich begrüßenswert. Nur sollte man dabei die Balance und die gegenseitige Interdependenz im Blickpunkt haben."
Ja, und dafür sollte doch in erster Linie die Politik sorgen, oder? Denn der reine Kapitalismus geht, wie der Name schon sagt, immer den Weg des geringsten Widerstands bzw. der fettesten Gewinnmaximierung. Doch für wen? Das ist schon ein sehr interessantes Thema, das hier angeschnitten wurde. Vielleicht sollten wir dank weiterer Hörermeinungen dazu in den nächsten Postmappensendungen noch etwas weiter dazu diskutieren.
Von einem Radio-Prag-Beitrag über ein seltener gesendetes, doch leider aber ziemlich alltägliches Thema waren zwei unserer Hörer beeindruckt. So schrieb Ulrich Stühmke aus Essen:
"Der Beitrag über die erblindete Sportlerin und Künstlerin Pavla Francová hat mir sehr gefallen. Es ist bewundernswert, wie diese Frau ihre Situation meistert. Als insofern gesunder Mensch kann man sich in eine solche Lage nur schwer hineindenken. Es ist gut, dass in Ihrem Programm auch solchen Menschen der entsprechende Platz gewährt wird. Leider gibt es zu viele Menschen mit Behinderungen, denen kaum das nötige Augenmerk geschenkt wird."
Wie wahr! Paul Feiler aus der Wiener Neustadt wiederum meinte zu dem Beitrag:
"Die Vorstellung der behinderten Sportlerin in Ihrer Sendung hat gezeigt, dass in Ihrem Lande für Behinderte sehr viel getan wird."
Nun, auch da gibt es sicher noch einige Reserven. Das Porträt unserer freien Mitarbeiterin Lucie Drahonovská über Pavla Francová hat vielmehr gezeigt, dass es vor allem der Wille und die progressive Einstellung der erblindeten Francová sind, die sie vorantreiben und uns in Erstaunen versetzen.
Erstaunliches gibt es auch aus der in Sachsen-Anhalt liegenden Domstadt Naumburg an der Saale zu berichten. Da feierte man nämlich unlängst, am letzten Juni-Wochenende, erneut das weit über die eigenen Stadtgrenzen hinaus bekannten Hussiten-Kirschfest. Andererseits ist diese in jener Region zu den ältesten und beliebtesten Heimatfesten zählende Veranstaltung nicht soweit bekannt, dass jeder gleich wüsste, wie sie zu ihrem Namen kam und warum hierbei augenscheinlich die aus Böhmen stammenden Hussiten eine Rolle gespielt haben. Dank der Zuschrift unseres Hörers Günther Wagner aus Bad Dürrenberg aber wissen wir es jetzt, und daher möchten wir auch Ihnen nicht vorenthalten, worauf der Ursprung des Festes beruht. Und zwar auf einer alten Volkssage:
Diese berichtet, dass einst das Hussitenheer mit ihrem Anführer Prokop dem Kahlen (Prokop holý) Naumburg belagerte. Da sich die Stadt aber nicht ergab, wollte er sie aushungern lassen. Um die Stadt zu retten, zogen die Kinder, in weißen Gewändern gekleidet, mit ihrem Lehrer in das vor den Toren liegende Hussitenlager und baten Prokop um Gnade. Dieser war davon so beeindruckt, dass er als Zeichen der Milde und Barmherzigkeit den Kindern Kirschen schenkte und dann mit seinem Heer friedlich abzog. Aus Dankbarkeit und Erinnerung an diese Tat wird das Fest seither regelmäßig zur Kirschenreife von den Naumburger Bewohnern begangen.
Eine wirklich barmherzige Geschichte. Ein wenig mehr davon täte auch in unserer heutigen hektischen Zeit gut, in der der Nebenmann und dessen mögliche Sorgen nur allzu oft übersehen werden. Aber man soll ja die Hoffnung bekanntlich nie aufgeben! In diesem Sinne: Auf ein Wiederhören, heute in 14 Tagen.