Vor 600 Jahren: Dritter Kreuzzug gegen Hussiten endet mit Niederlage

Der Misserfolg der katholischen Truppen zu Beginn des Jahres 1422 führte dazu, dass sich das Hussitentum in den Böhmischen Ländern etablierte. Bis 1427 versuchte kein größeres Heer mehr, Böhmen zu überfallen.

Jan Hus wurde am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt | Foto:  Wikimedia Commons,  public domain

Im 14. Jahrhundert befand sich die katholische Kirche in Europa in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise. Es entspann sich ein religiöser und machtpolitischer Streit um ihre Rolle in der Gesellschaft. Im Königreich Böhmen eskalierte er zu einem militärischen Konflikt. Der kritische Punkt war erreicht, als der böhmische Reformator Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil als Ketzer verurteilt und am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Hus hatte die weltlichen Besitztümer der Kirche kritisiert und den sogenannten Ablasshandel als unmoralisch gebrandmarkt.

Hussitische Flagge

Nach seinem Tod wurde Hus von seinen Anhängern als Märtyrer verehrt. Seine Lehre verbreitete sich in den Böhmischen Ländern relativ schnell. Symbol der hussitischen Bewegung wurde der Laienkelch – also die Kelchkommunion, bei der nicht nur die Priester konsekrierten Wein trinken durften, sondern bei der Abendmahlfeier auch alle Gläubigen. Dies bedeutete eine Gleichstellung von Geistlichen und Laien.

Gedenkmünze zum 600. Jahrestag des ersten Prager Fenstersturzes | Foto:  Tschechische Nationalbank

König Wenzel IV. ging in Prag gegen die Hussiten vor, einige von ihnen wurden verhaftet und zur Abschreckung hingerichtet. Dies führte zum ersten Prager Fenstersturz, als Hussiten das Neustädter Rathaus stürmten. Kurz darauf starb der böhmische Herrscher, und sein Bruder Sigismund bestieg den Thron in Prag. Der Adel zeigte sich bereit, seine Herrschaft anzunehmen, stellte dafür jedoch Bedingungen. Dies lehnte Sigismund ab, da er nicht von des Adels Gnaden herrschen wollte. Von Breslau aus begann er, Truppen zusammenzuziehen, um den Aufstand der Hussiten in Böhmen niederzuschlagen.

Hugo Schüllinger: Verbrennung Kuttenbergs und die Flucht der Soldaten Sigismunds | Foto: Wikimedia Commons,  public domain

Papst Martin V. rief zudem im März 1420 – auf Sigismund Bitte – den ersten Kreuzzug gegen die Häretiker aus. Sigismund stellte sich als böhmischer König und römisch-deutscher Kaiser selbst an die Spitze der Truppen. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit konnten die Kreuzfahrer die hussitischen Truppen nicht besiegen, obwohl diese nur aus Freiwilligen ohne Kampfausbildung bestanden. Vor allem aber scheiterten die Katholiken am Heeresführer Jan Žižka, der bis zum Ende seines Lebens keine Niederlage auf dem Schlachtfeld erleiden sollte. Und so endete auch der zweite und dritte Kreuzzug gegen die Hussiten erfolglos für das kaiserliche Heer. Die letzten beiden Niederlagen ereilten die Kreuzfahrer am 3. Januar 1422 bei Kutná Hora / Kuttenberg und am 10. Januar desselben Jahres bei Německý Brod / Deutschbrod.

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