Ein außergewöhnliches Feuerwerk kann man dieser Tage auf dem nächtlichen Himmel beobachten. Wie viele Sachkundige, also Astronomen, versprochen haben, sollten am späten Mittwochabend bis zu 160 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen sein. Wer den Moment verpasst hat, in dem die Erde auf eine dichte Staubspur traf, die der Komet "Swift-Tuttle" im Jahr 1862 hinterlassen hat, kann noch an diesem Donnerstag sein Glück versuchen. Da besteht die Chance Sternschnuppen während der ganzen Nacht auf Freitag über den Himmel sausen sehen. Nach Freitag wird der Sternschnuppenregen wieder schnell versiegen. Ein Bild von diesem können wir Ihnen, meine Damen und Herren, zwar nicht vermitteln, dafür aber Informationen über eine bekannte tschechische Sternwarte, von der aus man den Himmel gut beobachten kann. Diese folgenden Informationen hat unsere freie Mitarbeiterin Katarina Poczosova vorbereitet, es liest Jitka Mladkova:
Das Observatorium auf dem Prager Petrin-Hügel, auch Laurenziberg genannt, kennt jeder. Doch in der Umgebung von Prag befindet sich noch eine weitere, wenn auch nicht so bekannte, dafür aber umso historischere Sternwarte. 35 km nordöstlich von der tschechischen Hauptstadt trifft man auf das "Observatorium Ondrejov", wo sich unter anderem auch eines der größten Ferngläser für Spektroskopie in Mitteleuropa befindet. Die Astronomische Anstalt der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik ist eine der ältesten wissenschaftlichen Institutionen in Tschechien. Sie ist der "Nachfolger" des Observatoriums im Prager Klementinum, das bereits im Jahre 1722 gebaut wurde. Nach der Auflösung des dort ansässigen Jesuitenordens ging es an die Staatsverwaltung über. Eine große Bedeutung für die Entwicklung der Astronomie in den böhmischen Ländern hatte auch die Entstehung eines Observatoriums in der Nähe der Kleinstadt Ondrejov, etwa 35 km von Prag entfernt und 528 m über dem Meeresspiegel gelegen. Der neue Leiter der Einrichtung, Herr Petr Heinzel, erzählt uns kurz etwas zu deren Geschichte:
Sternwarte Ondrejov (Foto: Roman Casado)
"Die Sternwarte in Ondrejov wurde zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gegründet, und zwar von den Brüdern Jozef und Jan Fric als privates Observatorium. Sie waren große Enthusiasten, was die Astronomie betrifft, und sie lebten in Prag. Ende des 19. Jahrhunderts wollten sie ein Observatorium gründen und suchten den richtigen Platz dafür. Sie fanden diesen Hügel, den so genannten ´Manda´. Also entstand an dieser Stelle das Observatorium, ein historisches Gebäude mit zwei Kuppeln, Fernrohren und Labors. Hier wurden seitdem verschiedene Beobachtungen von Kometen und Sternen durchgeführt. Im Jahre 1928 widmete Dr. Fric dieses Observatorium der Prager Universität, und nach dem Krieg, als die bereits erwähnte Akademie der Wissenschaften entstand, verschmolz es mit dem Staatsobservatorium in Prag und wurde zum Bestandteil der Astronomischen Anstalt der Akademie der Wissenschaften."
Die historischen Gebäude der Sternwarte Ondrejov sind jedoch nicht mehr in Betrieb. Vor Jahren wurde die Autobahn von Brno/Brünn nach Prag gebaut. Seit deren Nutzung wirken sich die Scheinwerfer der Fahrzeuge störend auf den nächtlichen Himmel aus. Demzufolge musste man neue Gebäude bauen. In einem von ihnen befindet sich eines der größten Fernrohre für Sternenspektroskopie in Mitteleuropa. Das in Jena hergestellte Gerät ist mit einem Durchmesser von zwei Metern das größte Fernglasrohr Tschechiens.
Das Observatorium befasst sich hauptsächlich mit der Physik der Sonne, mit Meteoren, der Sternenastronomie, der galaktischen Astronomie, den Planeten und mit der Dynamik der natürlichen und künstlichen Körper des Sonnensystems. Es arbeitet zudem mit verschiedenen Observatorien zusammen, darunter auch in Deutschland und Österreich.
Falls Sie auch einmal eines der größten Fernrohre der Welt aus aller Nähe betrachten wollen, dann haben Sie in Ondrejov noch bis September die Möglichkeit dazu, und zwar jeden Samstag und Sonntag ab 9:00 Uhr.