Tragödie bei Karlsbad: Eishockey-Idol Ivan Hlinka tödlich verunglückt

Ivan Hlinka (Foto: CTK)

Die Nachricht, die sich am Montag kurz nach 14 Uhr über die Ticker der Nachrichtenagentur CTK wie ein Lauffeuer verbreitete, traf die tschechische Eishockeynation brutal wie ein Keulenschlag. Als Folge eines Autounfalls, der sich gut zwei Stunden zuvor auf der Fernstraße nach Prag am Ortsende der Kurstadt Karlovy Vary/Karlsbad ereignet hatte, erlag der beliebte und erfolgreiche Chefcoach der tschechischen Eishockey-Nationalmannschaft, Ivan Hlinka, in einem Karlsbader Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Der dreifache Weltmeister als Spieler sowie Olympiasieger und Weltmeister als Trainer wurde 54 Jahre alt. Ein Nachruf von Lothar Martin.

Ivan Hlinka  (Foto: CTK)
Der Schock war groß, den die tschechische Öffentlichkeit unmittelbar nach der Schreckensmeldung erlitt. Und er sitzt nach wie vor tief, denn mit Ivan Hlinka hat uns nicht irgendein Ex-Eishockeyspieler und heutiger Trainer für immer verlassen, sondern das wohl größte Idol, das dieser Sport in Tschechien je hervorgebracht hat. Topstürmer Vladimír Martinec, der ihn als Freund und Mitspieler bestens kannte und verehrte, nennt einige der Gründe:

"Wir haben viele Dinge gemeinsam erlebt. Beide haben wir unsere internationale Karriere bei der WM 1970 begonnen und sie 1981 beendet. Ivan war ein sehr redlicher Mensch, ein großer Chef, der es immer verstanden hat, seine Umgebung positiv zu vereinnahmen. Sein Tod ist ein riesiger Verlust nicht nur für das tschechische Eishockey."

Tragödie bei Karlsbad  (Foto: CTK)
Ähnlich wie Martinec äußerten sich eine Vielzahl seiner Ex-Mitspieler wie auch eine Reihe von Akteuren, die er als Trainer betreute. Alle sind über den unerwarteten Tod von Ivan Hlinka schockiert, niedergeschlagen und zum Teil demoralisiert. Der tschechische Präsident Václav Klaus erklärte in seiner ersten Beileidsbekundung, dass er Hlinka gut gekannt und an ihm vor allem seine menschlichen und professionellen Werte sehr geschätzt habe. Dessen Platz - und nicht nur der in der Welt des Eishockeys - werde lange leer bleiben und es werde schwer werden, jemanden zu finden, der ihn ersetzen könne, urteilte das Staatsoberhaupt.

Tragödie bei Karlsbad  (Foto: CTK)
Ivan Hlinka hatte nach der für Tschechien sportlich missglückten WM im eigenen Land Mitte Mai zum dritten Male in seiner Trainerkarriere den Posten des hiesigen Nationalcoachs übernommen. Bei seiner ersten Amtshandlung in dieser Funktion, der Verkündung des tschechischen Aufgebots für den bevorstehenden Weltcup, hatte ich für Radio Prag zum leider letzten Male die Gelegenheit, mit dem sympathischen Idol zu sprechen. In memoriam wollen wir Ihnen diese Begegnung hiermit noch einmal in Erinnerung rufen:

Ivan Hlinka feiert den historischen Olympiasieg in Nagano  (Foto: CTK)
Lothar, du sprichst es an: Ivan Hlinka, der die Tschechische Republik 1998 zum historischen Olympiasieg in Nagano und 1999 zum WM-Titel geführt hat, ist wieder tschechischer Auswahltrainer. Was hat er für einen Eindruck auf Dich gemacht?

Ja, Ivan Hlinka ist Ivan Hlinka. Ich sage immer, er ist so etwas wie der Franz Beckenbauer des tschechischen Eishockeys. Ein charismatischer, anerkannter und auch ziemlich beliebter Eishockeyexperte, der trotz seiner gesundheitlichen Probleme, die er in den zurückliegenden Jahren hin und wieder hatte, nichts von seinem Esprit und Humor eingebüßt hat. Das hat er auch auf der Pressekonferenz erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wo er auf mich einen ausgeschlafenen und jederzeit souveränen Eindruck gemacht hat. Auf meine Frage, was bei seiner dritten Berufung als Auswahlcoach möglicherweise anders sei als bei seinen vorangegangenen, hat Hlinka wie folgt geantwortet:

Ivan Hlinka im Jahre 1978  (Foto: CTK)
"Ich denke, das ist auch diesmal ziemlich ähnlich. Sicher sind in der Zwischenzeit einige Spieler von damals nicht mehr dabei, andere sind hinzugekommen, und auch ich bin etwas älter, aber auch etwas erfahrener geworden gegenüber meinem ersten Engagement, das ich 1991 begonnen habe. Aber immer noch geht es um das Gleiche, nämlich um die Bestätigung des sehr guten Niveaus des tschechischen Eishockeys."

Dies wird nun leider ohne ihn erfolgen. Sein einstiger "Schüler" Vladimír Ruzicka wird ihn als Chefcoach zunächst beim Weltcup ersetzen.