Olympiade: Lenka Hyková holt Silber - "Rehhakles" gastiert in Prag

Lenka Hyková (Foto: CTK)

Die Olympischen Spiele in Athen geben jedem Sportinteressierten kaum Zeit zum Luftholen, denn jeden Tag fallen in rascher Folge mehrere Entscheidungen, über die man dank des heutigen Medienzeitalters sehr schnell und umfassend informiert ist. So auch über die zweite Medaille, die die Tschechische Republik gewann, und zwar erneut durch eine Sportschützin: Lenka Hyková belegte am Mittwoch in der Disziplin Sportpistole auf 25 m den zweiten Platz und holte damit Silber! Ein Hauch von Gold wehte am gleichen Tag auch in der "Goldenen Stadt" Prag, denn der Deutsche Otto Rehhagel und seine griechischen Goldjungs, die Champions der Fußball-EM in Portugal, gaben sich hier ein Stelldichein. Lothar Martin fasst den sportlichen Mittwoch zusammen.

Lenka Hyková  (Foto: CTK)
Der vergangene Mittwoch sollte dem tschechischen Sport eigentlich eine erwünschte Fortsetzung der anhaltenden Erfolge im Wildwasser-Kanuslalom bringen. Denn im Wettbewerb Kajak-Einer der Damen schickte sich die inzwischen 36-jährige Stepánka Hilgertová an, nach Atlanta 1996 und Sydney 2000 ihren dritten Olympiasieg in Folge einzufahren. Diesmal aber blieb Stepánka nicht wie gewohnt fehlerfrei und landete ebenso wie Landsmann Tomás Indruch im Canadier-Einer der Männer "nur" auf dem fünften Platz. Doch Olympia wäre nicht Olympia, wenn die Spiele neben Ernüchterungen und Enttäuschungen nicht auch Überraschungen und unerhoffte Medaillengewinne bereithielten. Eine dieser Überraschungen schaffte die erst 19-jährige Pistolenschützin Lenka Hyková, die sich nach konzentrierter Leistung in ihrer Disziplin nur der Bulgarin Maria Grozdeva geschlagen geben musste. Der Lohn: die Silbermedaille! Damit ist sie nach Gewehrschützin Katerina Kurková, die zuvor Bronze holte, die zweite tschechische Athletin mit einer gewonnenen Olympiaplakette. Zufälligerweise teilen beide Sportlerinnen im olympischen Dorf ein gemeinsames Zimmer. Auf diesen Umstand angesprochen, erwiderte Lenka Hyková:

"Das hat schon etwas Entzückendes, denn man erwartet ja nicht gleich von zwei Leuten, die in einem Zimmer wohnen, dass beide auch noch jeweils eine Medaille gewinnen werden. Das ist etwas Besonderes. Ich könnte auch sagen, das ist Zufall, aber wo passiert das schon. Ich weiß es nicht, aber es ist schön."

Der Zufall wollte es auch, dass das lang geplante Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Tschechien und Griechenland am Mittwochabend im Prager Evzen-Rosický-Stadion als eine Art Revanche für das von Tschechien per "Silver goal" verlorene EM-Halbfinale hätte dienen können. Beide Teams trennten sich in diesem "Sommerfußball-Duell" dann jedoch schiedlich friedlich 0:0. Auch Gästecoach Otto Rehhagel hatte erkannt, dass diese Begegnung mit der von Porto nicht zu vergleichen war:

"Ja, man hat heute eindeutig gesehen, dass unsere Mannschaft noch in der Vorbereitung ist und keiner bisher auch nur ein Meisterschaftsspiel absolviert hat. Die tschechische Mannschaft war viel öfter in Ballbesitz, hat besser kombiniert als wir. Sie hat ihre Chancen nicht genutzt, wir haben zum Schluss noch zwei Riesenchancen gehabt, aber insgesamt hatte das natürlich mit dem Spiel in Portugal gar nichts zu tun. Die Partie war um viele, viele Klassen besser, die da in Portugal gespielt wurde. Aber da waren beide Teams ja auch am Ende der Saison in Hochform, jetzt sieht man, dass man am Anfang der Saison steht oder nicht mal das, und daher müssen wir noch eine Menge tun."

Im Eilschritt wollte "König Otto" nach der Pressekonferenz sogleich zurück ins olympische Athen. Den Vertretern der deutschen Medien in Prag gelang es jedoch, mit dem begehrten Gesprächspartner noch ein paar kurze Worte zu wechseln. Auf die Frage von dpa-Korrespondent Wolfgang Jung, ob die griechische Auswahl in der WM-Qualifikation nun auch mit dem gewachsenen Druck fertig werden könne, reagierte "Rehhakles" zuversichtlich:

"Ja, natürlich werden die damit fertig. Ich meine, wir haben den Erfolg eingespielt, das ist geschichtsträchtig, denn daran wird man sich immer erinnern. Und ich habe dem Präsidenten gesagt, er muss versuchen den Erfolg dahingehend umzumünzen, dass wir nun auch für die Jugend etwas tun müssen und auf dem breiten Lande gut und besser ausbilden. Wer von der Bevölkerungszahl her nicht so gut gesegnet ist, der muss halt an der Basis besser ausbilden. Aber für mich ist es jetzt erst einmal in den nächsten Monaten wichtig, dass ich die Truppe wieder so hinbekomme, dass sie mit solch einer Leidenschaft und Begeisterung wie in Portugal spielt, denn das erste WM-Qualifikationsspiel in Albanien, das wird ein schwerer Gang für uns."