Getreideernte 2004
Anfang dieser Woche haben wir über die internationale Landwirtschaftsausstellung Zeme zivitelka / Ernäherin Erde berichtet, die bis Mittwoch bereits zum 31. Mal im südböhmischen Ceske Budejovice / Budweis stattfand. Eröffnet wurde sie im Beisein von Premierminister Stanislav Gross und Landwirtschaftsminister Jaroslav Palas. Mit großer Zuversicht äußerten sich beide Politiker im Hinblick auf die Zukunft tschechischer Landwirte nach dem EU-Beitritt des Landes. Der Landwirtschaftsminister stellte u.a. auch ein außerordentlich gutes Ergebnis der diesjährigen Getreideernte in Sicht. Dies nahm Jitka Mladkova zum Anlass und fragte nach den Einzelheiten den Vorsitzenden des tschechischen Landwirtschaftsverbandes Miroslav Jirovsky:
"Ich gehe davon aus, dass die Vorjahresernte extrem niedrig war, die niedrigste in den letzten 35 Jahren. Aus dieser Sicht kann man ja nicht die Ernte beurteilen."
Laut Prognosen soll sich die diesjährige Getreideernte auf ca. sieben Mio. Tonnen belaufen. Diese Zahl hält auch Jirovsky für real, und sie repräsentiere auch den Durchschnittsertrag der Jahre 1998 - 2001. Dies trotz der Tatsache, dass die Ernte diesmal wegen kalten Wetters nur mit einer bis zu zehntägigen Verspätung beginnen konnte. Wolle man diesbezüglich doch schon von einer Rekordhöhe sprechen, so Jirovsky, dann müsse das exzellente Resultat des Jahres 1990 erwähnt werden, als insgesamt 8,4 Millionen Tonnen Getreide eingebracht werden konnten. Da drängt sich wohl die Frage auf, unter welchen Umständen eine so hohe Ernte zu erreichen ist. Hier die Antwort des Vorsitzenden des tschechischen Landwirtschaftsverbandes:"Das ist vor allem die Frage des Düngens. Während in den Jahren vor 1990 um die 220 - 240 kg Düngemittel pro Hektar verwendet wurden, waren es z.B. im Vorjahr nur 80 Kilo pro Hektar, im Schnitt 82 Kilo in den zurückliegenden zehn Jahren. Anders gesagt, das Düngevolumen ist in diesem Zeitraum auf ein Drittel geschrumpft. Bei Kalziumphosphat z.B. ist die Pro-Hektar-Menge auf ein Zehntel gesunken. Das alles schlägt sich natürlich im heutigen Ertragsniveau nieder."
In diesem Zusammenhang könnte man glauben, dass dies eine positive Entwicklung ist, oder? Darauf angefragt urteilt Herr Jirovsky über die Sache aus einem anderen Blickwinkel:
"Auf jeden Fall steht dies im Widerspruch dazu, was in den fünfzehn alten EU-Ländern vor sich geht. Die Menge der dort verwendeten Düngemittel ist im vergleich zu Tschechien beinahe um das Dreifache höher. Bezeichnet man also im Rahmen der EU die unternehmerische Tätigkeit in der Landwirtschaft als standardgemäß, dann erfüllen wir hierzulande diesen "Standard" nicht. Ich persönlich würde sagen, unsere Landwirtschaft ist somit ausgesprochen ökologisch."