In Prag wird die Ausstellung "Prag - Wien" vorbereitet

Walter Persché (Foto: www.aussenministerium.at)

600 Jahre der tschechisch-österreichischen Beziehungen werden in einer Ausstellung dokumentiert, die am 25. Oktober in den Räumlichkeiten des Archivs der Hauptstadt Prag im Palais Clam-Gallas eröffnet wird. Mehr über die Vorbereitungen der Ausstellung erfahren Sie in den folgenden Minuten von Martina Schneibergova.

Die Ausstellung im Palais Clam-Gallas wird den Titel tragen "Prag-Wien: Zwei österreichische Metropolen im Lauf der Jahrhunderte". Teilweise handelt es sich um die Übertragung der gleichnamigen Ausstellung, die voriges Jahr von der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien veranstaltet wurde. Nach Worten des Kurators der Prager Ausstellung und Direktors des Archivs der Hauptstadt Prag Václav Ledvinka bietet die Ausstellung im historischen Kontext einen vergleichenden Blick beider Länder auf deren Beziehungen. Bei den Vorbereitungen dieses tschechisch-österreichischen Projektes spielte auch der EU-Beitritt Tschechiens, bzw. die Osterweiterung allgemein eine Rolle. Der Direktor des Österreichischen Kulturforums in Prag, Walter Persché, dazu:

"Die Erweiterung der EU allgemein führt natürlich dazu, dass man auch in Österreich für Verständnis werben muss. Es waren nicht alle in Österreich von diesem Gedanken von Anfang an begeistert. Da versucht man die breite Öffentlichkeit und die jüngere Generation, die darüber leider nicht mehr genug weiß, darauf aufmerksam zu machen, dass hier keine Fremden zu uns kommen, sondern Nachbarn, mit denen wir viele Jahrhunderte lang sehr eng zusammengelebt haben. Das war sicher eines der Motive, warum man diesen Teil der Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek gewählt hat, um daraus eine Ausstellung zu gestalten und diese Tatsache aufzuzeigen."

Wie gesagt, wurde die Wiener Ausstellung von der Österreichischen Nationalbibliothek organisiert, für die tschechische Seite beteiligen sich daran das Archiv der Hauptstadt Prag, das Prager Nationalmuseum und die Nationalbibliothek. Wodurch sich die Prager Ausstellung von der ursprünglichen Wiener Ausstellung unterscheidet, danach fragte ich Magdalena Zivná von der Kulturagentur Euro Art Network, die sich an den Vorbereitungen der Ausstellung beteiligt:

Dr. Magdalena Zivná  (Foto: Martina Schneibergova)
"Wie es von Anfang an von der Österreichischen Nationalbibliothek beabsichtigt war, wollten wir - und dies ist uns gelungen, die Präsentation nicht nur mechanisch übernehmen. Es werden dabei nicht nur Exponate aus Prag sein, sondern auch Stellungnahmen der tschechischen Historiographie zum großen Thema der tschechisch-österreichischen Beziehungen. Da die Vernissage in einem Monat stattfindet, ist es jetzt schon so weit, dass in dem Endergebnis der Anteil der Exponate sowie der schriftlichen Beiträge aus Wien und aus Prag etwa 1:1 ist. Es ist uns gelungen, sehr viele wertvolle Objekte und Schaustücke in den Prager Beständen, d.h. im Archiv der Hauptstadt Prag, im Nationalmuseum und in der Nationalbibliothek. In dem Sinne kann man sagen, dass die Ausstellung wirklich einzigartig ist, dass da an einem Ort beide Seiten des Dialogs zum Sprechen kommen."

Im ersten Teil der Ausstellung werden Dokumente aus dem Mittelalter und aus der frühen Neuzeit gezeigt, darunter auch die illuminierten Handschriften aus der Zeit Karl IV., Beispiele für den berühmten so genannten "schönen Stil" einschließlich der einzigartigen Bibel des böhmischen Königs Wenzel IV. und Handschriften der so genannten "Wiener Schule". Im zweiten Teil werden die gegenseitigen Kontakte im 16. Jahrhundert bis zur Schlacht auf dem Weißen Berg im Jahre 1620 dokumentiert. Im dritten Teil wird die Entwicklung bis 1848 dokumentiert. Die beiden Metropolen - Prag und Wien - tauschten inzwischen ihre Rolle, Prag hat im Vergleich mit Wien an Bedeutung verloren.

Die zweite Hälfte des 19. und 20. Jahrhunderts wird vor allem am Beispiel der intensiven Kontakte der beiden Länder im musikalischen und literarischen Bereich dokumentiert. In diesem Teil der Ausstellung werden wertvolle Partituren, historische Bühnenentwürfe und Originalhandschriften von Prager deutschen Autoren zu sehen sein. Im Rahmen des Begleitprogramms wird u. a. mit Lesungen gerechnet. Ich fragte nach Details Magdalena Zivna:

"Das Begleitprogramm wird sich auf zwei Ebenen abspielen: Ersten auf einer historisch fachlichen Ebene und zweiten einer kulturellen Ebene. Von den fachlichen Veranstaltungen kann ich jetzt schon eine davon nennen: Am 3. November werden wir hier eine Präsentation und einen Vortrag zu einem neuen Band haben, der von der Österreichischen Nationalbibliothek herausgegeben wurde und der sich mit den wertvollen Handschriften beschäftigen wird. An der Herausgabe haben auch tschechische Experten mitgearbeitet. Von den Kulturprogrammen, die wir vorbereiten, kann ich jetzt schon einen Abend mit der Schauspielerin Zdenka Procházková nennen, die seit 30 Jahren tschechisch-österreichische Schauspielerin ist und abwechselnd in Wien und in Prag lebt. Im Frühjahr wurde ihr Memoirenbuch herausgebracht, das einen ganz typischen Titel trägt - "Auf der Bühne zwischen Prag und Wien."

Die Ausstellung wird in den Räumlichkeiten des Prager Archivs im Palais Clam-Gallas am 25. Oktober eröffnet. Die Vorbereitungen laufen auf volle Touren, bis jetzt wird mit etwa 290 Ausstellungsgegenständen gerechnet, die in einem Katalog beschrieben werden. Dazu fragte ich Magdalena Zivna:

"Unser Katalog besteht ähnlich wie die ganze Exposition teilweise aus den Übersetzungen der österreichischen Texte vom österreichischen Katalog - dort, wo wie die Exponate übernommen haben. Andererseits zu den tschechischen Exponaten sind Originaltexte entstanden. Das ganze Buch, der Haupttext wird in Tschechisch sein, aber es wird durch ein Resümee in Deutsch und Englisch ergänzt."