Tschechische Kommentare zur US-Präsidentenwahl

Bush oder Kerry? (Foto: CTK)

Bush oder Kerry - mit dieser Frage beschäftigen sich die Kommentatoren in der tschechischen Tagespresse mit der immer näher rückenden US-Präsidentenwahl immer häufiger. Die Titelseiten der Tageszeitungen stehen eindeutig im Zeichen der bevorstehenden Präsidentenwahl. Martina Schneibergova fasst zusammen.

Bush oder Kerry?  (Foto: CTK)
Mit der US-Präsidentenwahl befassen sich die tschechischen Tageszeitungen seit einigen Wochen kontinuierlich. In ihren jüngsten Montagausgaben haben die meisten Tageszeitungen diesem Thema jedoch eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aktuelle Berichte aus den USA beherrschen die Titelseiten der Tagespresse. Die links orientierte "Právo" beschränkte sich zum Unterschied von anderen Zeitungen nur auf eine Berichterstattung, ohne einen Kommentar zum Thema zu bringen. Die Tageszeitung "Mladá fronta Dnes" veröffentlichte dagegen gleich mehrere Kommentare. Unter dem Titel "Bush oder Kerry und was erwartet Europa?" stellt Viliam Buchert einleitend fest: "Wenn die US-Präsidentenwahl in Europa stattfinden würde, wäre sie längst entschieden, John Kerry wäre der Sieger." Der Kommentator fügte aber sogleich hinzu, das europäische "Sich Freuen" auf Kerry sei ein wenig irrational. Die Europäer könnten sich im Falle von Kerrys Sieg wirklich auf eine bessere Kommunikation mit der US-Regierung freuen, aber die USA werden ihre vollständig unterschiedliche Haltung zur Lösung vieler wichtiger Fragen der Gegenwart nicht ändern, hieß es im Kommentar. Die tiefe Schlucht, die zwischen Europa und den USA wegen einer stärkeren Beteiligung internationaler Kräfte am friedlichen Wiederaufbau des Irak entstanden ist, wird Buchert zufolge auch im Falle eines Wechsels auf dem
John Kerry,  Des Moines,  Iowa  (Foto: CTK)
Posten des US-Präsidenten nicht verschwinden. Die USA spielen heute eine andere Rolle in der Welt als vor 15 Jahren am Ende des Kalten Krieges, alles änderte sich auch durch den Krieg gegen den Terrorismus; dies werde von den Europäern vergessen, schrieb der Kommentator und fuhr fort: Bush habe in der Beziehung zu Europa in mancher Hinsicht versagt, aber in der europäischen Anbetung des Demokraten Kerry sei auch Naivität zu sehen.

Kritische Worte an die Adresse der Europäer im Zusammenhang mit der mangelnden Bereitschaft, sich im Irak zu engagieren, erklangen auch in einem in derselben Zeitung veröffentlichten Kommentar von Zbigniew Brzezinski, dem ehemaligen Berater von US-Präsident Carter. John Kerry würde Brzezinski zufolge zwar mehr Vertrauen bei den traditionellen Verbündeten der USA genießen. Dies allein wird jedoch keine weiteren finanziellen Mittel oder Soldaten aus Frankreich oder Deutschland bringen, betonte Brzezinski. "In Anbetracht der Kultur, die nur zum eigenen Nutzen dient, und der bequemen Zurückhaltung gegenüber schmerzhaften Sicherheitsaufgaben sparen die führenden europäischen Politiker nicht mit kritischen Worten. Sie sträuben sich jedoch, die Last der Verantwortung zu übernehmen",äußerte Brzezinski.

George und Laura Bush,  Green Bay,  Wisconsin  (Foto: CTK)
In der Tageszeitung "Lidové noviny", die eine ausführliche Sonderbeilage zum Thema der US-Präsidentenwahl brachte, befasst sich Publizist Tomás Klvana, der eine Zeit lang in den USA arbeitete, mit den Änderungen, zu denen es in der US-Politik sowie der Weltpolitik unter Präsident Bush gekommen ist. Trotz seiner Fehler sei Bush ein Politiker, der nicht darauf achte, wie er seine persönliche Popularität steigern könne. Nach den acht Jahren von Clintons Regierung, die von öffentlichen Meinungsforschungen besessen gewesen ist, sei es erfrischend - so Klvana - einen Politiker mit einer wirklichen Meinung und einer Vision zu beobachten. John Kerry, ein linker Liberaler, der ähnlich wie Bush dem Einfluss der Föderalregierung zugetan sei, sei - so der Publizist - noch mehr als Clinton ein Politiker, der sich nach dem Wind der Gunst oder Ungunst richte. Als das Wichtigste bezeichnet der Kommentator die Tatsache, dass die Grundkonturen von Bushs Vision richtig und für die ganze Welt und damit auch für das chronisch Bush-feindliche Westeuropa langfristig vorteilhaft seien: Nämlich die Verbreitung von Stabilität und Prosperität durch Vermittlung von Demokratie und durch die Unnachgiebigkeit gegenüber dem Bösen.