Überraschung und Unruhe: Reaktionen auf Wahlsieg Donald Trumps
Die Stimmen in den USA sind ausgezählt und der 45. Präsident der Vereinigten Staaten steht fest: Es ist der Republikaner Donald Trump. Für die meisten dürfte dies eine Überraschung sein, da seine Kontrahentin, die Demokratin Hillary Clinton, vor allem in den Medien als haushohe Favoritin gefeiert wurde.
Im Vorfeld des Urnengangs sorgten vor allem Donald Trumps Positionen zu Außenpolitik für Unruhe, so seine Haltung zu Russland und der Nato. In Panik verfällt man diesbezüglich nicht in Tschechien, anders als vielleicht in Polen oder den baltischen Staaten. Dazu äußert sich hierzulande vor allem die konservative Opposition. Diese ist ja traditionell sehr US-freundlich und kritisch Russland gegenüber, um es euphemistisch auszudrücken. So hofft auch der Noch-Vorsitzende der konservativen Top 09, Miroslav Kalousek, dass Trump einige seiner Wahlversprechen nicht hält:
„Ich habe vor allem Trumps Aussagen zu den Verpflichtungen in der kollektiven Sicherheit und zur isolationistischen US-Wirtschaftspolitik im Kopf. Ich hoffe, dass sich die langfristig konsistente Politik der USA gegenüber Russland nicht ändern wird. Wenn Trump da seine Statements auch umsetzen würde, wäre das meiner Meinung nach ein großes Problem für die freie Welt.“Die tschechische Opposition hat natürlich keinen einheitlichen Standpunkt gegenüber dem neuen US-Präsidenten. Der Chef der Kommunisten, Vojtěch Filip, betont das Kuriosum dieser Wahlnacht, das gerade die amerikanische Unterschicht den Milliardär Trump gewählt haben soll. So habe Clinton vor allem die klassischen Werte der Demokraten verraten, was viele traditionell linke Wähler verschreckt habe, so Filip. Auch sei die Ex-First Lady und Ex-US-Außenministerin zu militaristisch aufgetreten im Wahlkampf, was gerade bei den liberalen Friedensaktivisten schlecht angekommen sei.
Andrew Schapiro, der US-Botschafter in Prag, hat sich unter anderem im Tschechischen Rundfunk ausführlich geäußert zu den Befürchtungen in Tschechien und versucht zu beschwichtigen. Wirklich seine Hand ins Feuer legen möchte der Diplomat für Trump aber nicht:„Ich arbeite immer noch für Präsident Obama, und das bleibt auch so bis zum Antritt unseres neuen Staatsoberhaupts irgendwann Ende Januar. Aber auch das wird nichts daran ändern, dass die USA ein starkes und prosperierendes Europa brauchen.“
Die Medien in Tschechien haben nicht wirklich mit einem Sieg Trumps gerechnet, was auch eine genaue Medienanalyse schwierig macht. So titelt die Online-Ausgabe der MF Dnes schlicht:„Trump gewinnt die Wahlen – den Erwartungen zum Trotz“. Das Portal Novinky.cz und die Online-Ausgabe der Tageszeitung Lidové noviny stellen vor allem die Auswirkungen auf die Weltpolitik und Weltwirtschaft in den Mittelpunkt. So titelt das erstgenannte Portal: „Putin gratuliert, Europa ist schockiert, und Asien zeigt sich mürrisch. Die Welt verdaut den Wahlsieg Trumps.“ Erwartungsgemäß sieht das der stark West- und USA-orientierten Politik von Ex-Präsident Václav Havel nahestehende Wochenmagazin Respekt dunkle Wolken über der Welt heranziehen: Von Isolationsstimmung wie in Vorkriegszeiten, der Wut des armen weißen Mannes und einem neuen Amerika ist da die Rede. Interessant ist der Aufmacher des rechtspopulistischen Nachrichtenmagazins Reflex, welches die Medien unter Beschuss nimmt: Der Sieg Trumps sei „Die größte Niederlage der Celebritys, Demoskopie-Scharlatane, des Establishments und der Medien“, ist dort in der Online-Ausgabe zu lesen.