Archäologen: Unter den Kasernen auf dem Prager Platz der Republik stand ein romanischer Palast
Überraschende Entdeckungen wurden während der archäologischen Ausgrabungen gemacht, die in den letzten zwei Jahren im Prager Stadtzentrum durchgeführt wurden. Die Grenzen des historischen Prag wurden damit praktisch korrigiert. Martina Schneibergova nahm an der Präsentation der Forschungsergebnisse teil.
Bei den archäologischen Ausgrabungen, die im Objekt der ehemaligen Kasernen auf dem Platz der Republik im ersten Prager Stadtbezirk durchgeführt wurden, haben die Archäologen Beweise für die Stadtbesiedlung aus dem 12. und 13. Jahrhundert gefunden. Im Jahre 2007 soll auf der Fläche ein Kommerzzentrum eröffnet werden. Am wertvollsten war der Fund des Torsos eines romanischen Palastes. Projektleiter Petr Jurina von der Gesellschaft Archaia dazu:
"Die bedeutendste Überraschung brachte uns die Feststellung, dass die romanischen, aus Stein gebauten Häuser nicht nur in den Grenzen der Prager Altstadt erbaut wurden, sondern dass solche Häuser damals auch hinter den Grenzen der Altstadt im sog. St. Petersviertel standen."
Die Archäologen fanden auch einen goldenen Ring. Derartige Schmuckstücke wurden im 10. - 13. Jahrhundert hergestellt. Jurina zufolge geht es offensichtlich um den überhaupt ältesten beweglichen Fund, der mit der jüdischen Bevölkerung in Prag in Verbindung steht. Die Forschungen, die wahrscheinlich noch fortgesetzt werden, stellen das umfangreichste Projekt in der Geschichte der tschechischen Archäologie dar. Der Experte betont, dass es im Prager historischen Stadtzentrum, das unter Denkmalschutz steht, keine so große Fläche wie die jetzt auf dem Platz der Republik aufgedeckte Fläche gibt. Vergleichbar groß wäre vielleicht der Altstädter Ring.
Über das weitere Schicksal der einzigartigen Reste eines abgesenkten Hauses, das in der Holz-Erde-Bauweise mit Steinelementen erbaut wurde, wird nach Worten der Archäologen noch verhandelt. Die gotischen Keller, die unter der ehemaligen Reitschule entdeckt wurden, werden jedoch zugeschüttet, nachdem sie dokumentiert, und vom Investor beim Bau der Tiefgarage für immer ausgebaggert werden.
"Wir sehen hier die Objekte in einem Zustand, wie sie im 17. Jahrhundert verlassen wurden. Die ursprüngliche Gliederung der einzelnen Grundstücke änderte sich, als sie verkauft, zusammengeschlossen und weiter bebaut wurden. Man sieht hier eine Verbindung von drei Objekten, die mit dem Umbau aus der Zeit von Rudolf II. zusammenhängen. Es ist eines der schönsten Beispiele für die Parzellierung der Häuser aus dem späten Mittelalter nach deren neuzeitlichem Umbau. Das wertvolle daran ist die Tatsache, dass man hier die Bauentwicklung so anschaulich beobachten kann."
Die Archäologen können Jurina zufolge nicht die Fragen des Denkmalschutzes lösen. Ursprünglich dachte man zwar daran, die historischen Schichten ohne Baueingriffe in diesem Teil des Geländes zu bewahren. Das Kulturministerium entschied jedoch so, wie es entschied, sagte Jurina. An der Stelle der ehemaligen Kasernen, die 1993 von der Armee geräumt wurden, wurden Reste einer Siedlung aus dem 12. und 13. Jahrhundert, eines gotischen Spitals und gotischer Häuser, der Grundstücke aus der Renaissancezeit und Reste eines Kapuzinerklosters mit einem Garten aus dem 17. und 18. Jahrhundert gefunden.