Präsident Klaus ruft Tschechen zum Handeln und zur Zieldurchsetzung auf
Die Tschechische Republik ist mit dem Neujahrstag in das 13. Jahr ihrer noch jungen, selbstständigen Geschichte gegangen. Zum 13. Male wandte sich daher auch der amtierende Staatspräsident mit einer Neujahrsansprache an die Bevölkerung, um sie auf die bevorstehenden Aufgaben einzustimmen. Nachdem diese Ansprache von 1993 bis 2003 insgesamt elfmal von Ex-Präsident Vaclav Havel gehalten wurde, wandte sich am Samstag Staatsoberhaupt Vaclav Klaus zum zweiten Male an die tschechischen Bürger. Lothar Martin hat die Schwerpunkte seiner Rede zusammengefasst.
"Für die Tschechische Republik als Ganzes war es ein Jahr, das sich im Kontext der Entwicklung der zurückliegenden Jahre nicht besonders von diesen unterschieden hat - weder im Guten noch im Schlechten. Die Wirtschaftskraft des Landes ist gestiegen. Sie ist im europäischen Maßstab in einem soliden Tempo gewachsen, nichtsdestotrotz in einem unzureichenden Tempo, um sich in absehbarer Zeit der Leistungsfähigkeit und dem Reichtum der westeuropäischen Länder zu nähern."
Neben dieser allgemeinen Einschätzung vergaß Klaus jedoch nicht, zu einigen offensichtlich negativen Erscheinungen Position zu beziehen. Eine dieser Erscheinungen sei die nachlassende politische Kultur im Lande. Dazu sagte Klaus:
"Auch in unserem Land offenbarten sich Dinge, an denen wir nicht nur Freude haben können. Zu ihnen gehören die Verrohung und zunehmende Oberflächlichkeit unserer öffentlichen Diskussion, die größer gewordene Anzahl an Versuchen der persönlichen Diskreditierung von politischen Rivalen auf Kosten der Bemühungen um einen Sieg in der sachlichen Auseinandersetzung, die Blamage bei der Ernennung unseres Kandidaten für die Funktion des Europakommissars sowie der Einfall der modernen Technik und der sich hinter ihr verbergenden Leute in unsere Privatsphäre mittels Abhörens von Telefongesprächen und die darüber hinaus zugelassene Preisgabe ihres Inhalts in den Medien."Präsident Klaus beließ es aber nicht dabei, den Finger in die Wunden der Vergangenheit zu halten, sondern er forderte die Bürger auf, dafür zu sorgen, dass das Jahr 2005 kein "namen- und gehaltloses Jahr" werden dürfe. Hierbei sprach er vor allem diejenigen an, die mit Hilfe ihres Potenzials die tschechische Gesellschaft voranbringen können:
"Alle diejenigen, die Ideale, Meinungen und Visionen haben, denen sie tatsächlich glauben, die auf dem Weg zu ihnen auch in der Lage sind persönliche Opfer zu bringen und die sich nicht von zweckmäßigen Haltungen vereinnahmen lassen, müssen versuchen dazu beizutragen, dass ein Weg nach vorn gefunden wird."
Aber auch an die politischen Repräsentanten appellierte Klaus:
"Von den demokratisch gewählten Vertretern der Regierung, des Parlaments und der regionalen wie örtlichen Vertretungen wollen wir im Jahr 2005 mehr Mut beim Lösen von Problemen, einen gewissen Zug zum Tor und ein schöpferisches Herangehen sehen. Vor allem aber sollten sie sich immer der Verantwortung und des Gefühls der Demut bewusst werden, wenn sie ihre Dienste gegenüber denen ausüben, die sie in diese Funktion gebracht haben."
Schließlich und endlich aber hat Präsident Klaus die Bürger der Tschechischen Republik zum Handeln aufgerufen:
"Lasst uns dieses Jahr zum Gegenstand unserer Bemühungen nach gewöhnlichen, menschlichen, konservativen, ein wenig traditionalistischen und daher nicht ideologischen Zielen machen."