Wahl des COV-Vorsitzenden: Jirasek setzt sich mit 58:33 Stimmen durch

COV-Vorsitzende Milan Jirasek (Foto: CTK)
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In der tschechisch-diplomatischen Sportszene wurde in den zurückliegenden Tagen und Wochen nichts Wichtigeres wahrgenommen, als die Wahl des Vorsitzenden des Tschechischen Olympischen Komitees (COV) für die nächste vierjährige Amtsperiode bis Anfang 2009. Auf der Vollversammlung des COV-Plenums am Dienstag in Prag ist die Entscheidung nun endlich gefallen. Mit 58:33 Stimmen setzte sich der amtierende Vorsitzende Milan Jirasek überraschend deutlich gegen seinen Herausforderer, den dreifachen Speerwurf-Olympiasieger Jan Zelezny durch. Lothar Martin hat sich mit der Wahl auseinander gesetzt.

COV-Vorsitzende Milan Jirasek  (Foto: CTK)
Wenn einer seine Arbeit an und für sich recht gut verrichtet, ist ihm das Vertrauen sicher. Das sollte man zumindest annehmen. Doch betreffs der Person des 68-jährigen Arztes und COV-Vorsitzenden Milan Jirasek war das vor der jüngsten Wahl eher nicht der Fall. So manche Ex-Sportler und Plenumsmitglieder versprachen sich von dem 30 Jahre jüngeren und wegen seiner internationalen Erfolge in der Welt anerkannten Jan Zelezny ein zugkräftigeres Aushängeschild für die Interessen des tschechischen Sports. Wie zum Beispiel die ehemalige Speerwurf-Olympiasiegerin und Witwe des legendären Emil Zatopek, Dana Zatopkova. Die Wahlniederlage des 38-jährigen Topathleten quittierte sie mit den Worten: "Das ist schade, wir haben damit eine Chance vertan, uns in der Welt mehr zu zeigen". Hinter Zelezny standen aber vor allem Sponsoren und Agenturen, die sich über den Sport profilieren und an ihm auch ganz gut verdienen. Hinter vorgehaltener Hand versprach man sich unter anderem, mit einem Zelezny an der Spitze größere Chancen für eine Olympiabewerbung Prags für die Sommerspiele 2016 bzw. 2020 zu haben. Jirasek, der sich eigentlich noch stärker und bewusster als Zelezny für eine solche Bewerbung einsetzt, hat nicht zuletzt in seiner Rede an die Delegierten noch einmal klar gemacht, worin er sein Credo sieht: "Der Kommerz zum Dienste des Sports, nie aber der Sport als Dienstmädchen des Kommerz".

Diese und anderen klare Aussagen waren am Ende wohl mitverantwortlich, dass sich die Plenumsmitglieder in der überwiegenden Mehrzahl erneut für Jirasek als ihren Chef entschieden haben. Dieser hat die Wahl mit Erleichterung angenommen:

Jan Zelezny  (Foto: CTK)
"Ich spüre eine gewisse Erleichterung und ich muss gestehen, dass es mich schon nicht mehr so sehr bewegt hat, ob ich nun gewählt werde oder nicht. Ich bin vielmehr froh, dass diese Kampagne zu Ende ist und dass das Olympische Komitee nun wieder konstruktiv arbeiten kann, wie es das immer getan hat. Auf jeden Fall ist das eine Erleichterung für mich."

Jirasek glaubt letztlich auch, dass man mit seiner bisherigen achtjährigen Tätigkeit als COV-Vorsitzender allgemein zufrieden war und dass die vereinzelt geübte Kritik eher etwas nachhaltig konstruiert gewesen sei. Sein Herausforderer, der wegen der sich zugespitzten Wahlkampagne um ein Haar seine Kandidatur zurückgezogen hätte, nahm die Niederlage sportlich fair zur Kenntnis. Und auch um seine nahe Zukunft sei ihm nicht bange, sagte Zelezny:

"Ich werde noch ein zwei Jahre im Speerwerfen weitermachen. Ich habe ein völlig reines Gewissen, dass ich mich nun wieder in Ruhe um meine Wettkämpfe kümmern und dabei Geld verdienen kann. Es geht jetzt nur darum, wie ich wieder in eine physisch gute Verfassung gelange. Das ist nämlich das größte Problem."

In den tschechischen Sportkreisen geht man davon aus, dass Jan Zelezny in vier Jahren den erneuten Versuch unternimmt, zum Vorsitzenden des Tschechischen Olympischen Komitees gewählt zu werden.