All-Star-Game im Eishockey: Tschechen bezwingen Slowaken klar mit 14:6
In Ostrava/Ostrau wurde am 22. Januar das III. All-Star-Game zwischen den besten Eishockeyspielern der tschechischen und der slowakischen Extraliga ausgetragen. Wie dieser Vergleich entstanden und wie er diesmal ausgegangen ist, das verrät uns Lothar Martin.
Mit der Teilung der ehemaligen Tschechoslowakei am 1. Januar 1993 wurde auch im zuvor gemeinsam organisierten Sport eine Trennlinie gezogen. Die wegen der Rivalität zwischen den Mannschaften aus Böhmen, Mähren und der Slowakei attraktiven Ligen in populären Sportarten wie Fußball, Handball oder Eishockey wurden aufgelöst und durch landesinterne Spielklassen ersetzt. Hier hatten dann in der Regel die besten zweitklassigen Teams das Glück, als "Lückenfüller" sofort in die höchste Liga aufzusteigen, um dort für Furore zu sorgen. Im tschechischen Eishockey nutzten das zum Beispiel die Cracks des einst namenlosen Vereins aus Vsetin, um sich in den Vordergrund zu spielen und sechs Meisterpokale abzuräumen. Auch der bis dahin fast ausschließlich zweitklassige Eishockeyclub von Slavia Prag nutzte die Gunst der Stunde, um sich im Oberhaus zu profilieren. Im Jahr 2003 gewannen die Rot-Weißen, die im Gegensatz dazu im Fußball eine feste und traditionelle Größe darstellen, den ersten Meistertitel in ihrer 103-jährigen Clubgeschichte. Zur Steigerung des Prestiges und des Unterhaltungswerts führten die Eishockeyverbände beider Länder im Jahr 1996 das so genannte All-Star-Game ein - ein alljährlich im Winter ausgetragenes Galaspiel zwischen den von Fans, Journalisten und Trainern ausgewählten besten Akteuren der beiden Ligen, die sich bis zum Jahr 2002 in den jeweils geografisch eingeteilten Auswahlteams West und Ost gegenüberstanden. Der Reiz der Duelle zwischen Böhmen und Mähren bzw. den Mannschaften aus der West- und der Ostslowakei verflog jedoch immer mehr, so dass sich die Eishockeyverbände beider Lände nach dem WM-Triumph der Slowaken im Jahr 2002 darauf einigten, ab 2003 das All-Star-Game zwischen den Topcracks beider Extraligen einzuführen. Nach der gelungenen Premiere am 2. Februar 2003 in Pardubice, bei der die tschechische Auswahl mit 7:5 gewann, und dem ersten Re-Match am 24. Januar 2004 in Bratislava, bei dem sich die gastgebenden Slowaken mit 12:10 durchsetzten, fand am 22. Januar in Ostrava die bereits dritte Auflage dieses Vergleichs statt. Das diesjährige Kräftemessen stand dabei unter besonders guten Vorzeichen: Durch den anhaltenden Tarifstreik zwischen den Clubbesitzern und der Spielergewerkschaft (NHLPA) in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) spielen in dieser Saison Dutzende tschechische und slowakische Cracks aus dieser Liga, die als die weltbeste angesehen wird, in den Clubs ihrer Heimatländer. Entsprechend hoch war dann auch der Anteil an NHL-Spielern in den Liga-Auswahlteams der beiden Länder, als diese in der mit 8000 Zuschauern gut gefüllten CEZ Arena aufeinander trafen. Mit dem Verhältnis von 12:5 fiel jedoch der Anteil der NHL-Cracks eindeutig zugunsten der tschechischen Mannschaft aus, und dementsprechend eindeutig war diesmal das Resultat von 14:6 für die Gastgeber. Daher war es auch kein Wunder, dass die Trainer beider Teams diesem Gesichtspunkt eine große Rolle beimaßen. Ernest Bokros, der slowakische Coach der tschechischen Auswahl meinte:
"Die tschechische Seite hat das Spiel nicht auf die leichte Schulter genommen und ich denke, dass sie auch ein hervorragendes Kombinationsspiel gezeigt hat. Selbstverständlich habe ich nicht mit solch einem klaren Ergebnis gerechnet. Möglicherweise ist das auf die nicht ganz optimale Nominierung auf der slowakischen Seite zurückzuführen, denn von tschechischer Seite wurde ein wirklich starkes Team aufgeboten. Ich will damit nicht sagen, dass die slowakische Seite das Spiel unterschätzt habe, aber die unterschiedliche Qualität der Kader hat sich dennoch gezeigt."
Dusan Gregor, der Trainer der slowakischen Auswahl, wusste zumindest zu begründen, weshalb das Kräfteverhältnis so unterschiedlich war:"Mit Sicherheit hatte die tschechische Auswahl nicht nur Spieler mit nationaler Qualität in ihren Reihen, sondern auch mehrere Cracks, die zur Weltspitze gehören. Aber ich denke, dass auch wir eine gute Auswahl aufgeboten haben. Schade nur, dass einige unserer Besten wegen Verletzungen nicht dabei sein konnten, denn das hätte dem Niveau des Spiels bestimmt noch besser getan."
Und was hatten einige der Stars selbst zu sagen? David Vyborny, der tschechische Center der Columbus Blue Jackets, der während des Lockouts seine Schlittschuhe für Sparta Prag anschnallt, war natürlich sehr zufrieden, auch wenn er zunächst betonte:
"Also ein Trainingsspiel war das auf keinen Fall. Ich sehe es eher als eine Bereicherung und eine willkommene Punktspielpause an. Die Partie ging zwar im Trainingstempo über die Bühne, aber den Zuschauern wurde einiges geboten, vor allem sehr viele Angriffsaktionen. Es war in der Tat eine Verschnaufpause."
Lubomir Visnovsky, der slowakische Weltmeister von 2002 und als Verteidiger der Los Angeles Kings in dieser Saison für Slovan Bratislava aktiv, hat solche All-Star-Games bereits in der NHL gespielt. Darum war es interessant zu hören, wie sein Vergleich zwischen dem tschechisch-slowakischen Duell und der nordamerikanischen Version ausfällt:
"Das sind zwei völlig verschiedene Aktionen. In Nordamerika machen die Cracks bei diesem Spiel keine Trikotreklame, das gesamte All-Star-Game ist hier eine einzige Show, die drei Tage dauert. Das Medieninteresse in ganz Amerika ist riesig, man ist bemüht, allen ein tolles Programm zu bieten und wir werden in den besten Hotels untergebracht. Kurzum: Das All-Star-Game in der NHL ist auf einem ganz anderen Niveau angesiedelt als das Duell zwischen den Teams der tschechischen und der slowakischen Extraliga. Es wird zwar auch nicht so auf den Körper gespielt, dafür aber etwas mehr verteidigt."
Vor genau vier Wochen haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, wie sich die tschechische Mannschaft der Gehörlosen auf ihr großes Sportereignis, die XX. Deaflympics in Melbourne vorbereitet hat und mit welchen Ambitionen sie nach "Down Under" gereist ist. Inzwischen ist die tschechische Equipe längst aus Melbourne zurückgekehrt, und das mit sechs Medaillen im Gepäck: drei goldenen, einer silbernen und zwei bronzenen. Die drei Goldmedaillen gehen auf das Konto zweier Leichtathletinnen, und zwar auf das der in Berlin trainierenden und lebenden Sprinterin Margareta Trnkova-Hanne, die die Konkurrenzen über 100 und 200 m gewann, sowie auf das der Ostrauerin Pavlina Malerova, die sich im Diskuswerfen durchsetzte und zudem im Hammerwerfen Silber holte. Die beiden Bronzeplaketten wiederum eroberten Tereza Wagnerova im Siebenkampf der Frauen und Radfahrer Frantisek Kocourek im Zeitfahren der Männer. Beide Letztgenannten gehören zu denjenigen Gehörlosen, die trotz ihrer Behinderung imstande sind, auch etwas verbal zu kommunizieren. So erfuhr ich zum Beispiel von Frantisek Kocourek:
"Das war für mich wirklich ein Erlebnis. Die Stadt Melbourne hat mit sehr gefallen, denn das ist dort eine völlig andere Welt als in Europa bzw. gegenüber den Ländern, in denen ich schon gewesen bin. Daher sind die Eindrücke, die ich dort gewonnen habe, einfach unvergleichbar."
Tereza Wagnerova wiederum, die es gewohnt ist, immer um den Sieg im Siebenkampf zu streiten, in Melbourne aber aufgrund einer Muskelverletzung gehandicapt war, wusste nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollte:
"Ich habe schon vor dem Abflug gesagt, dass ich wenigstens eine Medaille gewinnen will. Ich wusste, dass es in Melbourne so schwer wie noch nie werden würde. Deshalb wollte ich zumindest die Medaille, und wenn es auch nur die bronzene ist. Bisher habe ich noch jedes Jahr irgendeine Medaille gewonnen und diese zur Erinnerung mit nach Hause gebracht. Deshalb sagte ich mir: Wenn das hier nicht klappen sollte, dann ... oh, oh. Jetzt kann ich wenigstens aufatmen."Und wir haben wieder einmal aufgehorcht, dass auch die Gehörlosen in unserer Gesellschaften imstande sind, etwas zu leisten - und teilweise auch darüber zu berichten. Das sollte uns doch allen Mut machen, auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht vorn vornherein aufzugeben.