Wohnungsaffäre: Neuer Mann bringt neue Wendung

Premierminister Stanislav Gross (Foto: CTK)
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In den letzten Tagen hat Radio Prag mehrfach über die Affäre berichtet, die sich derzeit rund um Premierminister Stanislav Gross entspinnt: Es geht um die Finanzierung der Wohnung im Prager Stadtteil Barrandov, die Gross vor fünf Jahren um 4,2 Millionen Kronen, das sind etwa 140 000 Euro, erworben hat. Gross gab zunächst an, ein Mitglied seiner Familie habe ihm ungefähr ein Viertel des Betrages geliehen. Später nannte er konkret seinen Onkel als Leihgeber, der sich aber ebenfalls als nicht besonders vermögend herausstellte. Mittlerweile gibt es in der Causa eine neue Wendung. Mehr von Gerald Schubert:

Premierminister Stanislav Gross  (Foto: CTK)
Den Regierungsparteien war es am Dienstag gelungen, den Antrag der Opposition abzuschmettern, die die Wohnungsaffäre gerne auf der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses gesehen hätte. Dennoch nahm Premier Gross am Rednerpult in ungewöhnlich emotionaler Weise Stellung. Er habe in der Sache immer die Wahrheit gesagt:

"Wahrheit bleibt Wahrheit. Nur damit die Sache glaubwürdiger erscheint, werde ich sicher nicht beginnen, mir irgendetwas auszudenken."

Die Tageszeitung Mladá fronta Dnes und auch das Wochenmagazin Respekt will Gross nun wegen der Verbreitung von Falschinformationen verklagen. Denn was die Herkunft des Geldes betrifft, so habe er, Gross, im Gegensatz zu den Behauptungen dieser Medien nichts verschleiert.

Rostislav Rod  (Foto: CTK)
Mittlerweile hat die Sache eine neue Wende genommen, mit der aus der Causa Gross endgültig eine halsbrecherische Achterbahnfahrt wurde, und zwar mit der öffentlichen Meinung am Rücksitz. Also, festhalten:

Besagter Onkel, der Gross Geld für die Wohnung geliehen hatte, ist wie eingangs erwähnt ebenfalls nicht vermögend und hat sich das Geld selbst geliehen - und zwar von einem ehemaligen Journalisten namens Rostislav Rod. Soviel war bereits bekannt. Nun hat sich ein neuer Mann ins Spiel gebracht: Ein gewisser Michal Simankic, Chef der nicht im Parlament vertretenen Kleinstpartei Ceská pravice (etwa Die Tschechische Rechte). Sein Schachzug: Er kaufte Rod den Schuldschein des Onkels von Gross ab. Der Schönheitsfehler der Transaktion besteht allerdings darin, dass er das entsprechende Geld nicht bezahlt, sondern nur versprochen hat. Im Jahr 2007 werde er die umgerechnet 40 000 Euro dann haben, wenn seine Partei bei den nächsten Wahlen erfolgreich sein und er Anspruch auf Wahlkampfkostenrückerstattung haben werde.

Michal Simankic  (Foto: CTK)
Den Schuldschein, den hat er allerdings gleich einmal zerrissen, damit nun Gross respektive dessen Onkel schuldenfrei seien. Und warum das Ganze? Michal Simankic:

"Mein Hauptmotiv war, dem Premierminister genügend Ruhe zu gönnen, damit er die ganze Situation beurteilen und schließlich selbst zurücktreten kann."

Und sollten Sie nun glauben, Sie haben etwas nicht ganz verstanden - es ist tatsächlich so: Der Chef einer rechten Partei, dem Beziehungen zur konservativen Opposition im Parlament nachgesagt werden, behauptet, Schulden des Onkels des sozialdemokratischen Premierministers gekauft zu haben. Und zwar ohne einen Heller zu bezahlen. Damit der Premier zurücktritt.

Die konservativen Bürgerdemokraten haben indes angekündigt, im Abgeordnetenhaus eine Welle von Anfragen an Gross zu richten. Thema: Die Wohnungsaffäre.