271 tschechische Städte und Gemeinden zeigen Flagge für Tibet

Foto: CTK

An diesem Mittwoch jährt sich zum 46. Mal der Beginn des blutig niedergeschlagenen Volksaufstandes in Tibet gegen die chinesischen Fremdherrscher, die das Himalaja-Land im Jahre 1950 besetzt hatten. In vielen Ländern wird daher alljährlich am 10. März an das Schicksal Tibets erinnert. "Flagge zeigen für Tibet", heißt es seit einigen Jahren auch in Tschechien. Es berichtet Thomas Kirschner.

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Rund 80 000 Tibeter kamen bei der Niederschlagung des Volksaufstandes 1959 durch die chinesischen Besatzer ums Leben, viele wurden in Arbeitslager verschleppt oder mussten fliehen; der Dalai Lama musste ins Exil gehen. Durch ihren gewaltlosen Widerstand haben sich die Tibeter seitdem in der Welt viele Sympathien erworben. Der 10. März, an dem der Volksaufstand in der Haupttadt Lhasa seinen Anfang nahm, wird heute in vielen Ländern als Gedenktag begangen. In Tschechien koordiniert Marcela Prochazkova von der Bürgervereinigung Lungta die Aktionen:

"Einzelpersonen, aber natürlich auch Gemeinde- und Stadtverwaltungen und Landkreisämter können an diesen Tag erinnern, indem sie die tibetische Fahne hissen."

Die Aktion "Flagge zeigen für Tibet" entstand Anfang der 1990er Jahre in Westeuropa. Seit 1996 beteiligen sich auch tschechische Städte und Gemeinden. Von anfangs vier ist die Zahl in diesem Jahr auf 271 angewachsen. Erstmals dabei ist auch das 3000-Einwohner-Städtchen Cesky Dub unweit von Liberec / Reichenberg. Der Vizebürgermeister Jiri Tresnak erläutert warum:

"Das Schicksal der Tibeter ist uns nicht gleichgültig. Wir haben uns daher der Bewegung Freies Tibet angeschlossen und werden symbolisch die tibetische Fahne aufziehen, um damit an die blutige Niederschlagung des tibetanischen Aufstandes vom Jahre 1959 zu erinnern. Auch wir in dem kleinen Cesky Dub wünschen uns sehr, dass sich Tibet wieder unter die unabhängigen und demokratischen Staaten der Welt einreihen kann."

Marcela Prochazkova von der Bürgervereinigung Lungta weiß aus eigener Erfahrung, dass solche Aktionen von China durchaus wahrgenommen werden.

"Es kommt häufig vor, dass eine kleine chinesische Delegation die Städte und Kreisämter besucht und die Behördenvertreter dazu aufruft, sich nicht an der Aktion zu beteiligen und keine Fahne am Amtsgebäude aufzuhängen."

In Tschechien stößt die Aktion aber nicht nur auf Zustimmung. Vor allem Städte mit linker Ratsmehrheit lehnen es ab, die Tibet-Fahne aufzuziehen. Im nordmährischen Ostrava / Ostrau beruft sich der kommunistische Stadtrat Josef Babka (KSCM) dabei vor allem auf formale Gründe:

"Die Beflaggung am Rathaus ist für offizielle Staaten und für offizielle Besuche unserer Stadt vorbehalten. Und deshalb wird in Ostrava am Rathaus keine Tibet-Fahne wehen."

Und auch für andere Tibet-Aktionen sieht es derzeit laut KSCM-Stadtrat Babka in Ostrava nicht gut aus.

"Soweit ich weiß, soll heute auf dem Masaryk-Platz die tibetische Fahne gemalt werden; das organisiert irgendeine Bürgerbewegung. Das ist natürlich ihr Recht - auch wenn sie mit der Pflastermalerei bei dem heutigen Wetter wohl Probleme bekommen werden."