Tschechen bekunden erneut Solidarität mit dem Volk von Tibet

Foto: Martina Schneibergová

Seit den 1990er Jahren wird mit der Aktion „Flagge für Tibet“ an den Aufstand der Tibeter gegen ihre chinesischen Besatzer erinnert. Weltweit hissen dabei öffentliche Einrichtungen die sogenannte Schneelöwenfahne. Tschechische Gemeinden und Institutionen beteiligen sich seit 1996 an der Aktion. Auch in diesem Jahr haben viele Menschen hierzulande ihre Unterstützung bekundet für das Volk auf dem Dach der Welt.

Foto: Martina Schneibergová

Hana Kordová Marvanová  (Foto: Martina Schneibergová)
Am 10. März wehte wieder die tibetische Fahne an zahlreichen tschechischen Rathäusern oder Universitäten. Am Sonntag, dem 60. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China, beteiligten sich landesweit 748 Gemeinden und Institutionen an dieser Aktion. Aufgrund des Führungswechsels im Prager Magistrat gehörte nach einer vierjährigen Pause auch die Stadtvertretung der Hauptstadt dazu. Hana Kordová Marvanová ist ein Mitglied der neuen Verwaltung:

„Selbstverständlich ist das nicht die einzige Sache, für die wir eintreten. Aber gerade der Schutz und die Verteidigung der Menschenrechte sind überall auf der Welt ein Dauerthema. Von daher bin ich froh, dass auch in unserer Koalition Einigkeit darüber herrscht.“

Seine Pro-Tibet-Haltung machte der hauptstädtische Magistrat schon am vergangenen Mittwoch deutlich. Denn da empfing Oberbürgermeister Zdeněk Hříb den tibetischen Exilpremier Lobsang Sangay. Er ist als Gast des Dokumentarfilm-Festivals „Jeden Svět“ nach Prag gekommen. Nach dem Rückzug des Dalai Lama aus der Politik hat Sangay die Regierungsgeschäfte am Sitz der Exilregierung im indischen Dharamsala übernommen.

Martin Bursík  (Foto: Martina Schneibergová)
Höhepunkt der Aktion „Flagge für Tibet“ war indes am Sonntag ein Happening vor der chinesischen Botschaft in Prag. In Sprechchören forderten die über 200 Teilnehmer der Kundgebung immer wieder: „Freiheit für Tibet!“

Einer der Redner auf der Kundgebung, die von Amnesty International und dem Verein Lungte veranstaltet wurde, war Martin Bursík. Der ehemalige Vorsitzende der tschechischen Grünen zog symbolisch seinen Hut vor der Haltung der Tibeter gegenüber ihren Besatzern:

„Sechs Millionen Tibeter leisten Widerstand, und das, obwohl sie seit 1950 schon über eine Million Opfer zu beklagen haben. Fast 90.000 starben allein beim Aufstand im Jahr 1959. Aus Protest haben sich 155 Tibeter und Tibeterinnen das Leben genommen, so wie Jan Palach und Jan Zajíc 1969 in der Tschechoslowakei.“

Zu den Demonstranten sprach ebenso der Vertreter des buddhistischen Vereins Dzogčhen in Tschechien, Libor Malý. Er verwies darauf, was bei einer anhaltenden Unterdrückung der Tibeter verloren gehen könnte für die Welt:

Libor Malý  (Foto: Martina Schneibergová)
„Die buddhistische Lehre, die in Tibet seit fast zwei Jahrtausenden bewahrt und praktiziert wird, ist in Gefahr. Denn sollte die tibetische Sprache und Kultur verloren gehen, dann verschwindet auch die Weisheit, die in dieser Lehre steckt. Dank der Abgeschiedenheit dieser Hochgebirgsgegend ist sie für uns bisher erhalten geblieben.“

Ein langjähriger Freund und Verbündeter des Dalai Lama, war der ehemalige tschechische Präsident Václav Havel. Zu seinen Lebzeiten hat er das geistige Oberhaupt der Tibeter wiederholt in Prag empfangen. Der Senator Přemysl Rabas erinnerte in seiner Rede an einem Ausspruch des Ex-Präsidenten, mit der er abschließend zur weiteren Unterstützung der Tibeter aufforderte:

„Václav Havel hat einmal etwas in diesem Sinne gesagt: ‚Die Gleichgültigkeit ist etwas, was dem Bösen die Türe öffnet‘. Und ich bin froh, dass ihr nicht zu der schweigenden Mehrheit gehört. Freiheit für Tibet!“