Flaggen für Tibet wehen in Tschechien
Mehrere hundert Städte und Gemeinden in Tschechien haben am Montag die tibetische Flagge gehisst. Sie gedachten damit symbolisch des 55. Jahrestags des Aufstands von 1959, bei dem mehr als 80.000 Tibeter umgekommen waren.
„Es ist ein Symbol, das uns an das Jahr 1968 erinnert. Denn damals waren wir auch für jede Äußerung der Solidarität dankbar. Deswegen sollte diese Aktion die ganze Gesellschaft und nicht nur einige Gemeinden betreffen.“
In Prag trafen sich am Montag mehrere Dutzend Menschen vor der chinesischen Botschaft, um die tibetische Unabhängigkeit zu unterstützten. Organisiert wurde die Kundgebung von der Amnesty International. Die NGO will damit auf die Verletzung der Menschenrechte in China und auf die Vernichtung der tibetischen Kultur aufmerksam machen.„Im letzten Jahr war die Gedenkveranstaltung den verbrannten Mönchen gewidmet. Diesmal konzentrieren wir uns mehr auf die Kultur, die durch die chinesische Regierung in Tibet unterdrückt wird. Die Menschen haben ein Recht, ihre Kultur zu bewahren.“
Erklärte die Sprecherin von Amnesty International, Martina Pařízková. Sie sagt, warum diese weltweite Unterstützungsaktion sinnvoll ist:„Die Menschen in Tibet müssen erfahren, dass es weltweit Menschen gibt, auch in der kleinen Tschechischen Republik, die sie unterstützen und sich gegenüber ihrem Schicksal nicht gleichgültig verhalten.“
Viele tschechische Politiker betrachten die Situation aber anders als Amnesty International. So hat der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman in der vergangenen Woche das Hochhalten der Menschenrechte kritisiert. Tschechien dürfe den Export und die Investitionen tschechischer Firmen beispielsweise in Usbekistan oder im Iran nicht gefährden. Dies sagte Zeman während seines Besuchs einer Firma in Litovel, die in Usbekistan investiert. Und vor dem Hintergrund eines möglichen Besuchs des usbekischen Präsidenten in Tschechien fügte er hinzu:
„Ich werde mich als Staatspräsident bemühen, eine ausgeglichene Haltung gegenüber diesen sich neu öffnenden Märkten durchzusetzen, insbesondere in Mittelasien oder auch im Iran. Wenn ein Staat 98 Prozent seiner Produktion exportiert, ist er davon abhängig, wie diese Märkte ihn empfangen werden.“Auch der damalige Premier Petr Nečas sagte im Herbst 2012, man müsse modische politische Äußerungen verhindern, die Folgen für den Export hätten. Als Beispiel nannte er den so genannten ‚Dalailamismus’. Dieser sei keine Unterstützung von Freiheit und Demokratie, bei aller Sympathie für die Kulturautonomie der Tibeter, so Nečas. AI-Vertreterin Martina Pařízková gibt zu, dass die Unterstützung für Tibet den tschechisch-chinesischen Handelsbeziehungen schaden könnte. Die Äußerungen von Nečas und Zeman bezeichnete sie aber als schockierend.
„Wir dürfen unseren politischen Vertretern nicht erlauben, die Menschenrechte zu vernachlässigen und den Export über das menschliche Leben zu stellen.“