Chemie und Physik für Schüler in Klein-Tibet

Foto: Šárka Bejdová, Archiv des Projekts „Brontosauři v Himálajích“

Die Region Ladakh im Nordwesten Indiens liegt mitten im Himalaya. Sie wird auch Klein-Tibet genannt. Dort engagiert sich der tschechische Umweltverband „Brontosaurus“ im Ort Mulbekh. Vor einigen Jahren brachte er den Kindern des Dorfes das Eishockeyspielen bei. Der ehemalige NHL-Superstar Dominik Hašek etwa gehörte zu den Freiwilligen, die den tschechischen Nationalsport dort unterrichtet haben. Nun starten die Brontosaurier ein neues Projekt.

Foto: Šárka Bejdová,  Archiv des Projekts „Brontosauři v Himálajích“

Foto: Archiv des Projekts „Brontosauři v Himálajích“
Mit einem Video wirbt „Brontosaurus“ für das neue Projekt. Der kleine Junge Dorjee und die anderen Kinder aus dem Ort Mulbekh nerven die Erwachsenen. In der Küche, an der Gebetsmühle oder im Stall – überall machen sie Experimente in Physik und Chemie, und das nicht immer erfolgreich.

Der lustige Spot hat einen ernsten Hintergrund. Mulbekh hat zwar durch die Hilfe aus Tschechien seit einiger Zeit eine funktionierende Schule. Aber in manchen Bereichen fehlt es noch. Da sich auch diese eigentlich entlegene Gegend immer mehr globalisiert, wollen die Brontosaurier den Unterricht in den Naturwissenschaften stärken. Jiří Sázel leitet die Projekte des Umweltverbandes im Himalaya. Gegenüber Radio Prag International schilderte er die örtlichen Rahmenbedingungen:

Foto: Šárka Bejdová,  Archiv des Projekts „Brontosauři v Himálajích“
„Das Dorf liegt auf 3500 Metern Höhe über dem Meer. In der Gegend dort leben etwa 3500 Menschen. Mulbekh ist das erste buddhistische Dorf, in das man kommt, wenn man aus dem muslimischen Kaschmir nach Klein-Tibet fährt. Für die Menschen dort bedeutet die Schulbildung, ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Diese können dann einen für sie interessanten Beruf ergreifen.“

Die Schule im eigenen Dorf bedeutet auch, dass die Kinder nicht mehr in die weit entfernte Provinzhauptstadt Leh müssen. Dorthin sind es fünf Stunden Fahrt mit dem Auto.

Es ist im Übrigen eine Privatschule, für die gezahlt werden muss. Laut Jiří Sázel ist das aber in der Gegend nichts Ungewöhnliches, denn die staatlichen Ausbildungsstätten gelten als ineffektiv. Und die 900 Rupien brächten die Eltern gerne auf, wie der Projektleiter sagt. Und was soll das neue Projekt nun bringen?

Foto: Šárka Bejdová,  Archiv des Projekts „Brontosauři v Himálajích“
„Der Schritt nach vorn wird sein, dass die Schüler spezialisierte Klassenräume für den Chemie-, Physik- und Biologieunterricht erhalten sowie für den Bereich IT. Diese Fächer werden zwar auch jetzt schon dort unterrichtet, aber nur sehr oberflächlich. Sie brauchen vor allem die ganzen Apparaturen, und die Lehrer müssen ebenfalls geschult werden. Das Ziel soll sein, dass die Kinder eine Vorstellung davon bekommen, wie sie das Wissen in ihrem Alltag einsetzen können“, so Sázel.

Brontosaurus nennt auf seiner Website dazu auch ein Beispiel. Die meisten Familien in der Gegend würden ihr eigenes Haus bauen, das aber mittlerweile auch aus Beton. Daraus entstünden abenteuerliche Konstrukte, bei denen Architekten aus dem Westen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Um solche Dinge zu vermeiden, bräuchte es bei den Einwohnern der Region ein Grundverständnis in Naturwissenschaften, meinen Jiří Sázel und seine Mitarbeiter.

Im August soll die Schule in Mulbekh entsprechend ausgerüstet werden. Brontosaurus wirbt dazu gerade Freiwillige an, die zwei Wochen lang in dem tibetischen Dorf verbringen. Außerdem kann man spenden – so etwa konkrete Gegenstände. Das reicht von einer Petrischale bis hin zu einem Binokular-Mikroskop. Und ab September sollen dann die Lehrer vor Ort geschult werden.